NRW-SPD zeigt klare Kante Wohlfühlbad für Beck
05.04.2008, 16:59 UhrEin Heimspiel hatte er nicht - und doch müssen ihm die Sozialdemokraten in Nordrhein-Westfalen gut getan haben: Als SPD-Chef Kurt Beck beim Landesparteitag der nordrhein-westfälischen SPD in Düsseldorf auftauchte, erntete der Pfälzer nur Zustimmung. Die mit exzellentem Ergebnis wiedergewählte SPD-Landesvorsitzende Hannelore Kraft bestätigte ihm, die Partei vorbildlich ins 21. Jahrhundert zu führen. Angesichts beinahe täglich neuer Hiobsbotschaften über miserable Umfragewerte für ihn und seine Partei ein Wohlfühlbad für Beck.
Verwunderlich war die Rückendeckung der NRW-SPD allerdings nicht. Seine viel kritisierte Toleranz beim Kurs der Landesverbände gegenüber der Linken spielt Kraft in die Hände. Zwar überzieht die oberste NRW-Genossin die Linke seit Monaten unverdrossen mit Kritik. Bislang hat sie aber keine Koalition ausgeschlossen, um die Macht wiederzuerringen, die die Partei in ihrem einstigen Stammland verloren hat. Nach fast 40 Jahren musste die SPD 2005 die Regierung an die schwarz-gelbe Koalition von Jürgen Rüttgers (CDU) abgeben.
Von der Basis hat Kraft Rückhalt für ihre Linie. "Wir brauchen keine Ratschläge aus Berlin, welche Koalition wir betreiben", stellte ein Delegierter fest und forderte auch vom Parteivorstand in Berlin, sich "voll hinter Kurt Beck" zu stellen. In ihrem Landesverband kann Kraft bislang auf diese Geschlossenheit bauen. Unangefochten steht die erste Frau an der Spitze der NRW-SPD. Niemand in Sicht, der ihr die Spitzenkandidatur für die Landtagswahl 2010 streitig machen könnte.
Dem Drängen des früheren Ministerpräsidenten Wolfgang Clement (SPD), sich endgültig und unmissverständlich von der Linken zu distanzieren, kam seine frühere Europaministerin Kraft bislang nicht nach. Clement, der sich seit seinem Ausscheiden aus der Politik auf keinem Landesparteitag mehr sehen ließ, erntete in Düsseldorf noch einmal harsche Kritik für seine Kritik an Andrea Ypsilanti. "Es gibt Leute in unserer Partei, die bezahlt in Kolumnen von Springer gegen unsere Partei Stimmung machen", giftete Axel Schäfer aus Clements Heimatbezirk Bochum.
Kraft richtete den Blick in die Zukunft. "Wir sind da. Wir werden kämpfen und wir werden gewinnen", beschwor sie die Genossen. Die Landesvorsitzende will dabei auch die Wähler des früheren Über-Landesvaters Johannes Rau (SPD) mitnehmen. Bislang unerreicht hatte der populäre Wuppertaler zwischen 1980 und 1990 dreimal die absolute Mehrheit im bevölkerungsreichsten Bundesland geholt. Auch Rüttgers präsentiert sich gern als würdiger Erbe. Doch Kraft ist sich sicher: "Die Rau-Wähler sind schlau genug zu wissen, wer das Original ist und wer die Fälschung."
Aus Umfragen kann die Politikerin kaum Optimismus schöpfen. Wären jetzt Landtagswahlen, käme die NRW-SPD jüngsten Erhebungen zufolge nur auf 24 Prozent - neun Punkte weniger als die CDU. Auch die Mitgliederzahlen gehen weiter zurück. Von einst über 200.000 sind nur noch 145.000 Genossen mit Parteibuch übrig.
Von Bettina Grönewald, dpa
Quelle: ntv.de