David McAllister Wulffs Kronprinz regiert Niedersachsen
01.07.2010, 13:35 UhrEr will bodenständig bleiben und neue Akzente setzen. Er kann bissige Attacken fahren und Bierzelte zum Kochen bringen: Niedersachsens neuer Ministerpräsident McAllister.
Der CDU-Politiker David McAllister strahlt, nicht nur weil sein politischer Ziehvater Christian Wulff Bundespräsident geworden ist - trotz Zitterpartie bis in die Abendstunden. Mit der Wahl Wulffs gegen 21 Uhr war auch klar, dass McAllister jetzt der mächtigste Politiker Niedersachsens wird und seinem Förderer im Amt des Regierungschefs in Hannover nachfolgt. So haben es die beiden befreundeten Männer schon lange geplant.
Am 1. Juli hat der Landtag den Deutsch-Schotten McAllister zum jüngsten Ministerpräsidenten gewählt - er war der einzige Kandidat. Sein Motto für das Amt: "Nicht abheben, bodenständig bleiben." Mit seiner Frau und den Töchtern Jamie und Mia will er im Luftkurort Bad Bederkesa bei Cuxhaven wohnen bleiben.
Nicht nur "Provinzfürst"
Der 39-Jährige dürfte aber nicht nur als "Provinzfürst" von Niedersachsen wirken, er gilt als führungsstarker Politiker, der auch in Berlin mitmischen kann. Als Ministerpräsident gehört er automatisch dem Präsidium der Bundespartei an.

Wulff mit seinem Nachfolger McAllister während der Bundespräsidentenwahl.
(Foto: picture alliance / dpa)
Damit bewege er sich im Umfeld von Parteichefin und Kanzlerin Angela Merkel und werde großen Einfluss auch außerhalb Niedersachsens haben, sagt McAllisters Freund und Trauzeuge Enak Ferlemann (CDU), Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium. "Ich weiß auch, dass die Kanzlerin ihn persönlich schätzt."
Nach dpa-Informationen strebt McAllister jedoch nicht Wulffs Nachfolge als CDU-Bundesvize an. Er will stattdessen Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen für das Amt vorschlagen.
Launige Reden im Bierzelt
McAllister, bisher Chef der Landtagsfraktion und der Landespartei, will an die Arbeit von Wulff an der Spitze der schwarz-gelben Landesregierung anknüpfen. Der Christdemokrat muss aber auch einen Wandel vollziehen. Er ist Jurist wie Wulff, doch der Stil der beiden Männer unterscheidet sich: McAllister gilt als einer, der auch mit launigen Reden Bierzelte zum Kochen bringen kann.
Bisher war er als Fraktionschef für bissige Attacken auf die Opposition von SPD, Grünen und Linken bekannt - künftig wird er sich staatsmännischer geben müssen. "Ich weiß, dass ich dem Amt angemessen auftreten kann", sagte McAllister kürzlich. Wulffs Markenzeichen war eine zurückhaltende Art und ein moderater Ton.
Die geplante erste Regierungserklärung am 1. Juli wird mit Spannung erwartet. Wird McAllister, der als talentierter Rhetoriker gilt, auch andere Schwerpunkte als Wulff setzen?
"Es ist meinem Nachfolger zu gönnen, dass er wieder eigene und ganz andere Akzente setzt", sagt Wulff. Er habe McAllister früh als Talent erkannt. McAllister habe Charakter und könne schnell lernen. Auch andere Weggefährten bescheinigen McAllister hohe analytische Kompetenz. FDP-Wirtschaftsminister Jörg Bode stärkt McAllister den Rücken: "Ich bin sicher, dass wir ein gutes Team sind."
Keine Änderungen, nur mehr Showelemente
Die Opposition im Landtag setzt jedoch nur wenig Hoffnung in den neuen Mann für Niedersachsens Spitze. "Was der designierte Neue wirklich will, ist schwer zu erfassen", sagte Grünen-Fraktionschef Stefan Wenzel. Zu sehr habe er im Windschatten von Wulff agiert. SPD-Fraktionschef Stefan Schostok ist sich aber sicher, dass sich der Ton der politischen Auseinandersetzung verändern wird. "McAllister wird - anders als Wulff - Probleme haben, den gemäßigten Landesvater zu geben", betont der SPD-Mann. Dies erwartet auch Manfred Sohn, Vorsitzender der Linken: "Hoffnungen, dass sich inhaltlich etwas ändern wird, habe ich nicht. Ich hoffe aber auf mehr Showelemente."
Quelle: ntv.de