"Eine blutige Farce" Anschläge in Nordirland
10.03.2009, 20:56 UhrRadikale Gruppierungen der IRA haben das erste Mal seit der Unterzeichnung des Friedensabkommens vor elf Jahren wieder zugeschlagen. Die zwei Attentate, bei denen zwei Soldaten und ein Polizist getötet wurden, wecken in Nordirland die Erinnerung an fast 30 Jahre blutigen Terror.
Die Presse kommentiert besorgt die jüngsten Ereignisse, hofft aber, dass die aufflammende Gewalt keine Chance hat.
"Es ist ein blutige Spur, die der Terror in Nordirland hinterlässt. Drei Tote in nur 48 Stunden und keiner weiß, ob das erst der Anfang einer neuen Terrorwelle ist." Für die Mittelbayerische Zeitung steht aber fest: "Es ist nicht der Beginn neuer Unruhen, eine Wiedergeburt der Troubles der 1970er, 1980er und frühen 1990er Jahren. Auch wenn es genau das ist, was die versprengten Wirrköpfe der IRA-Splittergruppen, die hinter den feigen Morden stecken, wollen." Aber der Terror ist in der nordirischen Realität nicht mehr willkommen, "selbst wenn es noch lange dauern wird, bis auch der letzte Ewiggestrige das erkannt hat."
Die Antwort auf die "bange Frage", ob der Terror noch einmal zurückkehre, beantworten die Nürnberger Nachrichten mit der "nüchternen Erkenntnis ?, dass er mit den feigen Verbrechen schon da ist. Wichtiger wird sein, ob einzelne Untaten verbohrter Extremisten den Willen der überwiegenden Mehrheit von Bevölkerung und Politik zum Frieden brechen können." Das Blatt sieht dafür aber kaum Anzeichen, sondern stellt vielmehr fest: "Beide führenden Kräfte in Belfast, die radikalen protestantischen Unionisten und die katholische Sinn Fein als einstiger politischer Arm der Terrororganisation IRA, haben die Attentate einhellig scharf verurteilt. Und beide haben ihre Anhänger eindringlich aufgerufen, dem neuerlichen Irrsinn entgegenzutreten und nicht Vergeltung zu üben."
Die Westdeutsche Zeitung stellt fest. "Die Kämpfe der Vergangenheit haben mit dem Karfreitagsabkommen ein für alle akzeptables Ende gefunden. Was wir jetzt in Belfast erleben, ist nicht die Wiederkehr der irischen Tragödie. Es ist eher ein Spuk, eine - wenn auch blutige - Farce. Hoffen wir es jedenfalls."
"Es gibt keinen Zweifel: Nordirland sieht sich einer Gewaltwelle gegenüber und nichts würde den Terroristen besser passen, als wenn sie die Eskalation Stück für Stück weiterschrauben könnten. In dieser Lage gibt es nur eines: Ruhe bewahren. Die Antwort der Behörden darf nicht sein, wieder Soldaten patrouillieren zu lassen. Die geschlossene Front über Konfessionsgrenzen hinweg muss halten: Wenn die Nordiren gemeinsam und geschlossen hinter dem Friedensprozess stehen, werden die Terroristen keinen Erfolg haben. Und vielleicht liefert sie ja auch jemand an die Polizei aus", hofft die Kölnische Rundschau.
Zusammengestellt von Katja Sembritzki
Quelle: ntv.de