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Der Kommentar Becks weinerlicher Groll

Kurt Beck ist voller Groll. Das ist menschlich verständlich. Die Art und Weise, wie er abgemeiert worden ist, muss Verletzungen zurücklassen, gereicht der Volkspartei SPD auch nicht zum Ruhme. Aber die Art und Weise, mit der er seinem Groll Luft macht in einer von Tag zu Tag anschwellenden Klage, mindert das Verständnis. Beck ist leider etwas weinerlich.

Gewiss beschreibt Beck zutreffend, dass oftmals ein frappierender Gegensatz besteht zwischen dem vertraulichen "Du" und der Anrede "Genosse" sowie dem tatsächlichen Verhalten derer, die sich so freundschaftlich ansprechen. Die Feststellung ist auch nicht neu. Ein Gegensatz zwischen Worten und Verhalten ist übrigens auch in Parteien zu erkennen, in denen das "Du" eher unüblich und Gemeinsamkeit suggerierende Anreden wie "Genosse" gänzlich unbekannt sind. Die Partei, in der man es nur mit feinen Leuten zu tun hat, muss noch gegründet werden. Viel Erfolg ist ihr leider nicht vorauszusagen.

Franz Müntefering, den die Rundumschläge des scheidenden Parteivorsitzenden in erster Linie treffen sollen, schweigt in der sicheren Erkenntnis, dass jede Antwort nur Stoff für die Debatte wäre. Steinmeier will sich den Wählern als souveräner Kanzlerkandidat präsentieren. Beiträge des Inhalts, wer, was, wann und wie am Schwielowsee oder sonst wo getan, gesagt oder unterlassen hat, wären kontraproduktiv. Nur Gerhard Schröder wehrt sich gegen Becks Vorwurf des Intrigantentums. Aber das ist kein Streit unter führenden Genossen, denn der ist er nicht, und er will es auch nicht mehr wieder werden.

Dem amerikanischen Präsidenten Harry S. Truman wird der Satz zugeschrieben: "Wer die Hitze nicht verträgt, soll sich aus der Küche scheren." Beck ist geschert worden, und das auf ziemlich unschöne Art und Weise. Seine Weinerlichkeit bestärkt die Vermutung, dass es für die SPD notwendig war.

Quelle: ntv.de

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