Zwischenruf Bonus: Der Malus der Wirtschaft?
27.08.2009, 14:07 UhrWenn sich die Bundeskanzlerin jetzt der Initiative von Frankreichs Staatspräsident Nicolas Sarkozy zur gesetzlichen Begrenzung der Bonuszahlungen an Manager nach US-Vorbild anschließt, trifft sie haargenau den Nerv der "Menschen im Lande". Immer mehr Bundesbürger sind unzufrieden, ja wütend über die Maßlosigkeit, mit sich Führungskräfte Gelder in Millionenhöhe zuschanzen, für die ein Hartz-IV-Empfänger Millionen Jahre arbeiten müsste.

Sarkozy und Merkel wollen Bonus-Zahlungen klarer regeln.
(Foto: AP)
Darob vergisst manch einer vielleicht, dass einige der deutschen Bonuskönige beim Ackermann-Essen im Kanzleramt mit am Tisch saßen. Dass der christsoziale Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg im Unterschied zu seinem Parteichef Horst Seehofer gegen der Kanzlerin Pläne ist, war zu erwarten. Das tut der Liebe keinen Abbruch. Einer muss schließlich das Kissen sein, auf dem sich verärgerte Manager ausweinen können.
Doch der für das G-20-Treffen Ende September in Pittsburgh/PA geplante Merkel-Sarkozy-Coup geht am Kern des Problems vorbei. Die Ursache der Finanzkrise sind nicht die Bonuszahlungen. Ausgelöst wurde der Sukzessivcrash durch die Subprime-Krise in den USA, seine globale Dimension erhielt der Crash durch die unglaublichen Finanzkonstruktionen, welche Banken zur eigenen Refinanzierung weltweit auftürmten. Das zügellose Treiben der Hedgefonds, das hemmungslose Investmentbanking taten ihr Übriges. Die Milliardenspritzen und –garantien des Bundes für die Banken waren und sind so ineffektiv, dass Bundesfinanzminister Peer Steinbrück schon über neue Maßnahmen nachdenkt.
Auch die unvorstellbare Summe von 442 Milliarden Euro, welche die Europäischen Zentralbank für die Geschäftsbanken bereitstellte, hat die Kreditklemme nicht behoben. Die Banken stecken sich das Geld ein, legen es an, bessern so ihre Eigenkapitalquote auf.
Selbst, wenn die Zahlung von Boni künftig begrenzt werden sollte, ein Milliönchen mehr oder weniger wird die Betroffenen nicht ins Elend stürzen. Zudem hat Guttenberg Recht, wenn er sagt, dass "vieles auf diesem Feld … international verflochten", will heißen kaum kontrollierbar ist.
Das Grundproblem wird nicht angepackt: Die Kontroll- und Sanktionsmechanismen sind dieselben geblieben. In der Krise ist vor der Krise.

Manfred Bleskin kommentiert seit 1993 für n-tv das politische Geschehen. Er war zudem Gastgeber und Moderator verschiedener Sendungen. Seit 2008 ist Bleskin Redaktionsmitglied in unserem Hauptstadtstudio in Berlin.
Quelle: ntv.de