Zwischenruf Götterdämmerung
03.04.2008, 16:12 UhrMit dem Sieg der oppositionellen Bewegung für den demokratischen Wandel (MDC) bei den Parlamentswahlen in Simbabwe hat das letzte Kapitel der Alleinherrschaft der regierenden ZANU-PF unter Robert Mugabe begonnen. Die Anerkennung des Resultats durch die Wahlkommission markiert zugleich den zaghaften Anfang einer demokratischen Entwicklung in dem südostafrikanischen Land.
Die Entscheidung war vergleichsweise leicht, ist die Macht in dem Präsidialregime doch in den Händen des Staatsoberhaupts konzentriert. In dieser Frage will Robert Mugabe, einst schillernder Held des Kampfes gegen das Rassistenregime eines Ian Smith, dann gnadenloser Kämpfer gegen frühere Mitstreiter und schließlich brutaler Potentat, nicht klein beigeben. MDC-Chef Morgan Tsvangirai ist gut beraten, sich einer Stichwahl zu stellen. Ein Sieg würde seiner Legitimation mehr nützen als ein selbst erklärter Sieg bei den gleichzeitig mit den Parlamentswahlen abgehaltenen Präsidentenwahlen.
Repräsentative Koalition
Sollte aber Mugabe gewinnen, kann er gleichwohl nicht mehr so weitermachen wie bisher. Eine Regierung der nationalen Einheit unter Einschluss von ZANU-PF, MDC und der MDC-Fraktion, die Simba Makoni, den dritten der insgesamt vier Präsidentschaftskandidaten, unterstützt, wäre der beste Weg, kenianische Zustände zu vermeiden. Ein solches Kabinett würde die simbabwische Gesellschaft nicht nur politisch, sondern auch ethnisch in ihrer Gesamtheit repräsentieren.
Die ZANU-PF stützt sich vor allem auf die Volksgruppe der Shona. Die MDC knüpft an die Traditionen der ZAPU an, der Partei von Mugabes verstorbenen Gegenspieler Joshua Nkomo, die sich hauptsächlich auf das Mehrheitsvolk der Ndebele stützte. Auf eine Regierung der nationalen Einheit hoffen auch viele ausländische Investoren, die großes Interesse an der Ausbeutung des an Gold, Nickel, Palladium und Platin reichen Landes bekunden. An Eintracht interessiert sind auch Nachbarländer wie Südafrika und Sambia, die Flüchtlingsströme und Auswirkungen auf die eigene innere Stabilität befürchten.
Tsvangirai sollte sich, falls er die Stichwahl gewinnt, für eine Politik des Ausgleichs entscheiden. Der einstige Gewerkschaftsboss ist wahrhaftig kein "lupenreiner Demokrat", sondern wie Mugabe ein launischer und selbstherrlicher Machtpolitiker, mit dem längst nicht alle seiner Gefolgsleute glücklich sind. Andernfalls zertritt er das zarte Pflänzchen der Demokratie, dessen Samen er unbestritten gelegt hat.
Quelle: ntv.de