Ägypten tötet alle Schweine H1N1 in Nahost
30.04.2009, 14:00 UhrViele Moslems glauben, gegen die sogenannte Schweinegrippe immun zu sein, weil sie grundsätzlich kein Schwein essen. Das berichtet der arabische Onlinedienst Al-Bawaba. Wie üblich bei Weltereignissen - so Al-Bawaba - werde in der arabischen Welt "rund um die Uhr" nach Erklärungen gesucht, die meist in Verschwörungstheorien enden. So denken einige, dass es Moslems waren, die das Virus der Schweinegrippe entwickelt hätten, um die christliche Bevölkerung der Welt zu dezimieren.
In Ägypten wurde eine Notschlachtung aller 300.000 Schweine am Nil beschlossen, um eine Ansteckung auszuschalten. Der Beschluss könnte allerdings auch als weiterer Versuch des überwiegend muslimischen Landes gesehen werden, die christlich-koptische Minderheit auszugrenzen. Am Mittwoch wurde mit der Schlacht-Aktion trotz Widerständen der Bauern begonnen. Laut der Zeitung "Al-Masry Al-Youm" begannen einige Schweinebauern, ihre Tiere in die Wüste zu schmuggeln und zu verstecken, um sich dem Regierungsbefehl zu widersetzen. Gleichwohl, so Al-Bawaba, handle es sich bei dem Virus um eine Mutation, die nur von Mensch zu Mensch übertragen werde. In Jordanien hat die Regierung am Mittwoch beschlossen, alle fünf Schweinefarmen zu schließen, weil sie gegen "Sicherheitsregeln der öffentlichen Gesundheit" verstoßen würden. Die Hälfte der rund 800 jordanischen Schweine sollen getötet werden und der Rest in Gegenden "fern der Bevölkerung" umziehen.
Saudi Arabien will an allen Grenzübergängen innerhalb von 48 Stunden Thermalkameras aufstellen. In Kuwait werden alle ankommenden Flugpassagiere aus Mexiko, den USA und Großbritannien auf "erhöhte Temperatur" geprüft. Die Vereinigten arabischen Emirate (VAE) haben einen sofortigen Import von Schweinefleisch verfügt und Hotels verboten, Schweinefleisch anzubieten.
Verspottung wegen vorgeschlagener Namensänderung
Im Islam gilt das Schwein als "unrein". Muslimische Ärzte haben schon vor Ausbruch der Epidemie vor dem Genuss von Schweinefleisch gewarnt. Gemäß islamischen Vorstellungen führt der Konsum von Schweinefleisch zu einem "Niedergang der Seele" und zerstört in jedem Menschen die "spirituellen und moralischen Fähigkeiten".
In Israel beklagte sich der amtierende Gesundheitsminister, Rabbi Jakob Litzman von der vereinigten Tora-Partei, weltweit ausgelacht worden zu sein, als er vorschlug, die "Schweinegrippe" in "Mexikanische Grippe" umzubenennen. Inzwischen habe sich sogar der amerikanische Präsident Barack Obama dafür ausgesprochen, künftig von der "Südamerikanischen Grippe" zu reden. In Israel hatte sich der mexikanische Botschafter über Litzmans Vorschlag beschwert.
Bei den bisherigen aus Israel gemeldeten zwei Ansteckungsfällen stellte sich heraus, dass sie unter einer "normalen" Grippe litten. Die Patienten wurden aus der Quarantäne entlassen und nach Hause geschickt. Als Vorsichtsmaßnahme wurde nach Regierungsberatungen auf höchster Ebene beschlossen, Ärzte zum Ben-Gurion-Flughafen zu schicken und jeden ankommenden Flugpassagier einen Fragebogen ausfüllen zu lassen. Wer jüngst in Mexiko war und sich "schlecht fühle" solle noch vor der Passkontrolle untersucht werden. Ebenso wurde beschlossen, ausreichende Mengen des Medikaments Tamiflu zu horten, um es an 30 Prozent der Gesamtbevölkerung austeilen zu können. Im schlimmsten Fall soll die Verantwortung für den Umgang mit der Grippe-Epidemie in Israel vom Gesundheitsministerium an das Verteidigungsministerium übergeben werden.
Der Nahe Osten ist sein Metier. Ulrich W. Sahm berichtet seit Mitte der 70er Jahre aus der Region immer auf der Suche nach der Geschichte hinter der Nachricht.
Quelle: ntv.de