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Menschenrechte Hauptsache Cruise ist kriminell

Von Hommy Dara

Heute ist Stauffenberg-Tag. Jedes Jahr werden wir an das Attentat auf den Massenmörder Adolf Hitler erinnert, das dieser wie durch eine Verschwörung im Himmel gegen die Menschlichkeit überlebte. Doch dieses Jahr erhält dieses Ereignis in Deutschland eine besondere Position in den Medien: Tom Cruise, bekennender Scientologe und Botschafter seiner Glaubensrichtung, spielt in dem Film „Valkyrie“ die Rolle des Claus Schenk Graf von Stauffenberg. Jenem Attentäter, der anfangs ein überzeugter Nazi war (das wird zu gerne vergessen) und später die Einsicht gewann, dass Deutschland vor dem Untergang und der totalen Vernichtung stehe.

Politiker laufen Sturm und zeigen vor laufender Kamera ihre Entrüstung. Scientology, eine angebliche Religion mit äußerst zweifelhaften Methoden, wird immer wieder mit dem Wort „kriminell“ in einem Satz gebraucht – wahrscheinlich zu Recht.

Doch die Empörung der Politiker in Deutschland ist heuchlerisch. Mir ist nicht ein Politiker bekannt, der sich je darüber entrüstet hat, dass die Ausübung des Christentums, des Buddhismus – vom Judentum ganz zu schweigen - in Saudi-Arabien verboten ist. Im Heimatland Mohammeds ist man Moslem. Jede andere Religion gilt als unrein. Der Vize-Weltmeister im Hinrichten von Menschen (nur in China gibt es öfters die staatliche Beförderung ins Jenseits) gilt laut amnesty international als einer der gröbsten Menschenrechtsverbrecher der Welt. Konsequenz? Mit Saudi-Arabien unterhält der deutsche Staat nicht nur diplomatische Beziehungen, nein, er macht auch blühende Geschäfte mit dem Land. Aber Hauptsache Tom Cruise und seine Scientology-Truppe sind „kriminell“.

In der Türkei wird im Durchschnitt alle 14 Tage eine Frau alleine in der Metropole Istanbul der islamischen Ehre wegen ermordet (nicht selten mit dem Wissen der Polizei), Anträge auf Baugenehmigungen für Kirchen haben Erfolgsaussichten die an Jackpotchancen im Lotto erinnern, gelegentlich werden christliche Priester auf der Straße mit Schüssen niedergestreckt. Die Empörung darüber ist so groß in deutschen Politikerkreisen, dass jetzt sogar über einen EU-Beitritt des Landes am Bosporus debattiert wird. Aber Hauptsache Tom Cruise und seine Scientology-Truppe sind „kriminell“.

In Indonesien, einem Haupthandelspartner Deutschlands in Südostasien und die größte islamische Population der Erde, sitzen die drei Frauen Rebekka Zakaria, Eti Pangesti und Ratna Bangun eine dreijährige Haftstrafe ab, weil die Christinnen einen Kindergarten betrieben, den auch muslimische Kinder besuchten. Obwohl es die Staatsanwaltschaft nicht schaffte, den Damen Konvertierungsversuche nachzuweisen, wurden sie verurteilt. Vor dem Gerichtsgebäude johlte und grölte eine Menge aufgebrachter Moslems und forderte die Todesstrafe (!) für das Trio. Auf der Homepage des Auswärtigen Amtes ist zu lesen: „Die Beziehungen zwischen Indonesien und Deutschland sind gut.“ Das freut uns! Aber Hauptsache Tom Cruise und seine Scientology-Truppe sind „kriminell“.

In Malaysia musste kürzlich eine junge Frau ihrem Heimatland den Rücken kehren, weil sie zum Christentum übertreten wollte. Aus Liebe zu ihrem Verlobten, der Christ ist, wollte sie diesen Schritt tun, weil es „ohnehin nur einen Gott gibt.“. Dachte sie zumindest. Die Richter sahen das ein klein wenig anders. Der Islam verbietet jede Konvertierung. Und obwohl die Glaubensfreiheit in der malaysischen Verfassung fest verankert ist, verwiesen die zivilen Richter den Fall zurück an das Scharia Gericht. Die wiederum wollten sich nicht über die Worte Allahs stellen. Die Frau gab auf und wanderte mit ihrem Verlobten aus und hinterließ Freunde und Familie – wahrscheinlich für immer. Alleine das Unternehmen SGL Carbon investierte vor rund einem Jahr 500 Millionen Euro in Malaysia, wozu sogar Bundeswirtschaftsminister Michael Glos höchstpersönlich anreiste. Aber Hauptsache Tom Cruise und seine Scientology-Truppe sind „kriminell“.

In Afghanistan werden kleine Mädchen gegen Kampfhunde ausgetauscht, in Pakistan müssen christliche Frauen in einigen Provinzen die Burka tragen, im Iran gelten Juden als „Ungeziefer“, in Nigeria werden Ehebrecher gesteinigt und im Sudan, insbesondere in Dafour, werden Frauen und Kinder im Namen Allahs abgeschlachtet. Aber Hauptsache Tom Cruise und seine Scientology-Truppe sind „kriminell“.

Mir ist weder Tom Cruise noch sein (Irr-)Glaube sympathisch. Noch unsympathischer sind mir jedoch die heuchlerischen Töne aus den Politikerkreisen. Himmelschreiendes Unrecht und schlimmste Menschenrechtsverbrechen geschehen vor den Nasen unserer Repräsentanten, doch da wird dann die Toleranzkeule geschwungen.

Claus Schenk Graf von Stauffenbergs letzte Worte waren „Hoch lebe das heilige Deutschland!“ Der einäugige Delinquent sah damals mehr als jene heute, die nichts sehen wollen. Sie reinigen ihr Gewissen oberflächlich mit einem Satz: Aber Hauptsache Tom Cruise und seine Scientology-Truppe sind „kriminell“.

Quelle: ntv.de

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