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Kommentar Lage ist hochexplosiv

Seitdem die radikal-islamische Hamas-Organisation die ohnehin befristete "Waffenruhe" aufgekündigt hat, gibt es nicht einmal mehr den Anschein einer trügerischen Ruhe. Schon während dieser informellen "Tahdija" zwischen Israel und Hamas griffen beide Seiten zu den Waffen und Raketen. Obgleich Israelis im Grenzgebiet Schutz in teilweise nicht einmal vorhandenen "sicheren Räumen" suchen müssen und der Schulweg für die Kinder russischem Roulette gleicht, hat sich Israel bislang damit begnügt, nur palästinensische Raketenschützen und Bombenleger beim Grenzzaun anzugreifen.

Die Hamas will offenen Krieg und provoziert Israel in unerträglicher Weise. Sie zielt mit Raketen auf das Kraftwerk, das den Gazastreifen mit Strom beliefert und auf die Grenzübergänge, durch die Hilfsgüter wie Mehl, Benzin, Kochgas, Milch, Tierfutter und Medikamente zu den 1,5 Millionen Palästinensern im belagerten Gazastreifen gelangen sollten. Es gibt kein Brot mehr, und die Not ist echt. Aber warum greift die Hamas dann ausgerechnet Warenterminals an? Warum klagt die Hamas über das "größte Gefängnis" in der Welt und jagt eine Mörsergranate auf den Erez-Übergang just in dem Augenblick, in dem über hundert palästinensische Christen nach Israel eingelassen werden, um nach Bethlehem zu pilgern?

Großer Druck

Israel weiß, dass ein Einmarsch in den Gazastreifen kein Spaziergang ist. Es fürchtet hohe Verluste unter seinen Soldaten und heftigen Beschuss seiner Städte. Viele palästinensische Tote würden zu unerträglichem internationalen Druck allein auf Israel führen und einen Solidarisierungseffekt mit der Hamas bewirken. 15.000 bestens bewaffnete, disziplinierte, im Iran und Libanon trainierte Kämpfer der Hamas stehen bereit, ohne Rücksicht auf eigene Verluste den Israelis ein Höllenspektakel zu liefern.

Alles, was Israel bisher versucht hat - Vermittlung über Ägypten, eine Blockade, gezielte Tötungen von Hamasführern und Bombardements der Raketenfabriken inmitten dicht besiedelter Wohngebiete - scheiterte. Gut zwei Jahre nach dem Rückzug aus dem Küstenstreifen käme ein Einmarsch einem Albtraum gleich und würde keine Garantie für Ruhe bieten. Eine ausweglose Lage also ohne erkennbare Alternative.

Der Nahe Osten ist sein Metier. Ulrich W. Sahm berichtet seit Mitte der 70er Jahre aus der Region – immer auf der Suche nach der Geschichte hinter der Nachricht.

Quelle: ntv.de

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