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So ärgert die EU Putin Lasst die Russen kommen!

Russlands Präsident Wladimir Putin.

Russlands Präsident Wladimir Putin.

(Foto: RIA Novosti)

Die Europäische Union droht Russland mit Sanktionen. Wie immer sie auch aussehen mögen: Sie sind ein zweischneidiges Schwert. Wenn der Westen Putin wirklich schaden will, gibt es eine risikofreie Alternative.

Während Russland die Annexion der Krim vorantreibt, denken Politiker im Westen über Sanktionen nach. Das ist nicht unproblematisch. Denn wer Wladimir Putin wehtut, dem tut Wladimir Putin auch weh. Mit anderen Worten: Ein ausgewachsener Wirtschaftskrieg droht, und der würde nicht nur Russland immens schaden, sondern auch dem Westen.

Und so gibt es bisher nur Drohungen und ein Sanktiönchen. Die Gespräche über visafreies Reisen werden ausgesetzt. Ironischerweise dürfte das ganz im Sinne von Putin sein. Denn wenn Europa dem Autokraten kräftig Schaden zufügen will, sollte der Visazwang für Russen aufgehoben werden. Und zwar sofort.

"Nennen Sie mir einen Grund, warum wir eigentlich die Europäische Union brauchen!", forderte vor einigen Tagen im ukrainischen Donezk eine wütende pro-russische Demonstrantin einen britischen Reporter heraus. Ein junger Mann hörte das und entgegnete lakonisch: "Fahre doch einmal hin. Dann weißt du es."

Recht hat er. Denn eine Reise in die EU kann auch Russen eindrucksvoll vor Augen führen, wie miserabel es um ihr Land bestellt ist - und wer dafür verantwortlich ist. Bisher ist es für Russen teuer und extrem aufwendig, ein Visum für Deutschland zu bekommen. Wieso eigentlich? Wenn die EU freies Reisen ermöglicht, stärkt sie die russische Zivilgesellschaft. Nur wer hierherkommt, erfährt, wie anders offene Gesellschaften sind - und wie attraktiv.

Polizisten, die nicht prügeln

Das hat nichts mit Überlegenheitsdünkel oder Arroganz zu tun, sondern mit Erfahrung. Russen lieben Berlin. Ihnen fallen Dinge auf, die den Einwohnern völlig selbstverständlich erscheinen. Häufig sind das Kleinigkeiten. Kinder im Grundschulalter fahren in der Großstadt mit dem Fahrrad in die Schule - und das alleine! Autofahrer machen Platz, wenn sich ein Rettungswagen von hinten nähert. Polizisten sorgen bei einer Schwulenparade für Sicherheit und prügeln nicht auf die Teilnehmer ein. Wohlhabende Geschäftsleute benutzen die U-Bahn, anstatt in einer Limousine zu sitzen. Ein Moskowiter, der mit 180 Kilometern pro Stunde über eine deutsche Autobahn bügelte, konnte den Zustand der Straßen hierzulande kaum fassen - und ärgerte sich maßlos, dass in Russland Geld veruntreut und nicht in die Infrastruktur gesteckt wird.

Deutschen würde es umgekehrt gut tun, Russland kennenzulernen. Das Land besteht nicht nur aus Putin, Oligarchen, Willkür und Korruption - sondern auch aus überwältigender Gastfreundschaft, Poesie und atemberaubend schöner Landschaft. Wer mit Russen befreundet ist, der hat Freunde fürs Leben gefunden.

Quelle: ntv.de

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