Zwischenruf Lehman: The Empire Strikes Back
16.03.2010, 14:09 Uhr
Lehman plant einen Neustart. Und der internationale Finanzmarkt macht so weiter, als ob es den Crash nicht gegeben hat.
(Foto: dpa)
Sie sind wieder da: Lehman Brothers will als LAMCO reüssieren. Jene Bank, deren Namen Mainstream-Ökonomen mit Ehrfurcht aussprachen, als handele es sich um den lieben Gott. Ein Finanzinstitut, das mit Hilfe eines anderen Heiligen, des Buchprüfers Ernst & Young, den Betrug im Betrug beherrscht wie … viele andere. Nur, dass die Dimensionen der Lehman-Pleite den Finanzmarkt an den Rand der Implosion brachte.
Das Problem heißt mithin nicht Lehman. Der Knackpunkt ist ein internationaler Finanzmarkt, der sich auch anderthalb Jahre nach dem Crash weitestgehend jedweder Kontrolle entzieht. Während Regierungen in aller Welt, auch in Europa, immer noch damit beschäftigt sind, über Maßnahmen gegen Finanzspekulanten zu sinnieren, hat Goldman Sachs maßgeblich dazu beigetragen, Griechenland an den Rand des Abgrunds zu treiben. Ganze Währungssysteme - wie die des Euro - stehen plötzlich zur Disposition, nur weil sich weder Exekutive noch Legislative und Judikative entschließen können, den Spekulanten die Flügel zu stutzen.
Es entsteht der Eindruck, dass die heilige Dreieinigkeit der Demokratie Teil der unheiligen Allianz des weltweiten Finanzimperiums geworden ist. Der Aktienmarkt floriert wieder, auch wenn an der Wall Street Skepsis über die Nachhaltigkeit der Hausse herrscht; der Immobilienmarkt in den Vereinigten Staaten hat sich stabilisiert, selbst wenn die Furcht vor einer neuerlichen Eintrübung wächst. Banker hüben wie drüben zahlen sich schon wieder munter üppigste Boni aus. In den USA sind sogar Spitzenmanager von Instituten und Unternehmen dabei, die sich nur dank der Milliardenzuschüssen aus der Staatskasse - die eigentlich Volkskasse heißen müsste - nicht nur über Wasser halten, sondern mit geblähten Segeln unbeirrt Kurs auf den nächsten Crash halten. Und Luke Obama Skywalker, der dem imperialen Sternenkreuzer entgegentreten wollte, kriegt das Laserschwert nicht aus dem Gürtel.

Manfred Bleskin kommentiert seit 1993 für n-tv das politische Geschehen. Er war zudem Gastgeber und Moderator verschiedener Sendungen. Seit 2008 ist Bleskin Redaktionsmitglied in unserem Hauptstadtstudio in Berlin.
Quelle: ntv.de