FDP-Debakel in Sachsen Lindner muss nun Taten folgen lassen
01.09.2014, 10:26 Uhr
(Foto: REUTERS)
Sachsen ist verloren. Und in zwei Wochen dürfte die FDP auch in Thüringen und Brandenburg fallen. Für Parteichef Lindner heißt das: Alles oder nichts. Es gibt keinen Weg zurück.
Tiefpunkt? Von wegen. Es geht immer schlimmer. Gestern noch Regierungspartei, heute außerparlamentarische Opposition. Das gilt jetzt auch für die einst so stolzen Liberalen in Sachsen. Und in den nächsten Wochen verfinstert sich der gelbe Horizont mit höchster Wahrscheinlichkeit weiter. Die Landesverbände aus Thüringen und Brandenburg haben vergeblich auf einen Dresdner Umkehrschub gehofft. Jetzt müssen auch sie sich möglicherweise damit abfinden, dass sie bei den Wahlen Mitte September an der Fünf-Prozent-Hürde scheitern.
Nicht zuletzt Christian Lindner könnte der Niedergang der FDP im Freistaat zum Verhängnis werden. Den Wahlkampf des sächsischen Landeschefs Holger Zastrow hat vor allem ein Credo bestimmt: Berlin nervt. Zastrow hat seine Kampagne allein darauf aufgebaut, sich von der Bundespartei abzusetzen. Wochenlang prangte auf Plakaten im Freistaat: "Sachsen ist nicht Berlin." Nun zu behaupten, damit sei Lindner raus, wäre aber naiv.
Eine geschickte Sprachregelung
Der Bundesvorsitzende trägt keine Verantwortung für die Schlappe. Er hat sich in Sachsen nicht eingemischt. Doch natürlich hinterlässt die Berlin-Hetze, die sich dort tagtäglich Bahn brach, Spuren. Selbstdemontage stand noch keinem gut. Und wenn schon niemand die Sachsen-FDP wählen will, wer soll dann schon noch für die angeblich noch schlimmere Bundes-FDP stimmen?
Hätte Zastrow reüssiert, hätte Berlin den Erfolg im Land gegen den Imageschaden im Bund aufwiegen können. Getreu dem Motto: Na gut, er hat auf unsere Kosten gesiegt, aber am Ende profitiert doch auch die Bundes-FDP von starken Landesverbänden. Doch die sächsischen Liberalen haben eben keinen Erfolg gehabt.
Vielleicht hat Lindner diesen Ausgang kommen sehen. Auf jeden Fall hat die Parteispitze in Berlin angesichts des Abkopplungswahlkampfes in Sachsen schon eine geschickte Sprachregelung ausgepackt: Die Kritik, die Zastrow und andere Landespolitiker an der Bundespartei äußern, sei eine Kritik an der alten FDP - der Mövenpick- und Rösler-FDP. Linder sei aber doch gerade dabei, die neue FDP aufzubauen.
Das mag im Kern stimmen. Lindner sagt derzeit gern Sätze wie: "Die FDP ist in der Phase einer geistigen Neugründung." Der Druck, auf solche Worte Taten folgen zu lassen, wächst mit dem Sachsen-Debakel jetzt allerdings ins Unermessliche. Denn eines ist spätestens jetzt sicher: Der Weg Zurück zur Klientelpartei ist auf absehbare Zeit versperrt.
Quelle: ntv.de