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Tiefrote Zahlen Luxusresidenz Heiligendamm

Von Manfred Bleskin

Friedrich Franz von Gottes Gnaden, söben Por Strümp und noch keene Woaden, so charakterisierte Mecklenburgs Mundartdichter Fritz Reuter den Gründer von Heiligendamm, der 1793 das erste deutsche Seebad gründete. Auf Anraten seines Arztes, der dem kränkelnden Potentaten zu frischer Seeluft riet.

Auf dem Territorium des Ortes entstanden dann eine Reihe von Hotels, Heiligendamm wurde ein mondäner Platz, zu dem der Zugang für den deutschen Michel zwar nicht wie heuer durch einen 12 Millionen Euro teuren Zaun, denn vielmehr durch die damals schon horrenden Preise erschwert wurde.

In der DDR wurde Heiligendamm dann zum Erholungsort mit Reisebüro-Hotels und Ferienheimen der Gewerkschaft. Die Preise waren nun erschwinglich, aber es war schwer, einen Platz zu ergattern. Die Küste zwischen Boltenhagen und Ahlbeck verwandelte sich allsommerlich in einziges Feriendorf, und da war für nicht alle Platz, die da Urlaub machen wollten. Und woanders Urlaub machen war schwer, was wiederum an einem anderen Zaun lag.

Nach der deutschen Einheit träumte nun der Unternehmer Anno August Jagdfeld, Chef der Entwicklungs-Compagnie, die wiederum der FUNDUS-Gruppe gehört, davon, Heiligendamm in die Vergangenheit zurückzusanieren. Zunächst wurde der Ortskern gekauft. Der Verkehrswert wurde vor Jahren von einem Heimatforscher auf umgerechnet rund 250 Millionen Euro geschätzt, FUNDUS zahlte nur 18 Millionen. Was für ein Schnäppchen für den einen und was für ein Verlust für den anderen, den Bund nämlich, in dessen Besitz das Gelände inzwischen übergegangen war.

Auch danach ging’s nicht aus eigener Kraft, also musste wieder der Staat ran. Der dann für den Umbau von mehreren Villen zum Kempinski Grand Hotel auch Investitionszuschüsse aus Bundes- und Landesmitteln in Höhe von sage und schreibe 50 Millionen Euro bereitstellte. Zur Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur, wie es zur Begründung hieß. Nur klappte auch das wieder nicht so richtig.

Das Kempinski Grand Hotel schreibt tiefrote Zahlen. FUNDUS findet nicht genug Anleger. Neun Jahre nach Vermarktungsstart sind immer noch Anteile in Höhe von 30 Millionen Euro nicht verkauft. Erst wenn das Hotel bei einem durchschnittlichen Zimmerpreis von 200 Euro pro Tag zu 50 Prozent ausgelastet wäre, kämen Anleger nur auf eine Ausschüttung von 0,07 Prozent pro Jahr. 2006 lag die Auslastung bei 43,3 Prozent zum Durchschnittspreis von 186 Euro. Da half es auch nichts, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel ihren Privatgast US-Präsident George W. Bush im Sommer vergangenen Jahres in Heiligendamm nächtigen ließ.

Jüngst wurde der Hoteldirektor ausgewechselt, aber es läuft einfach nicht. Nun kommt ein hübscher Batzen Geld herein, wenn der Bund die Rechnungen für seine Gäste beim G8-Gipfel begleicht. Und dann? Sicher fällt den fleißigen Helfern wieder etwas ein, wie man FUNDUS unter die Arme greifen kann. Bei Friedrich Franz halfen auch sieben Paar Strümpfe nichts. Vielleicht greifen Bund und Land bei Anno August Jagdfeld noch einmal tief in den Sparstrumpf.

Quelle: ntv.de

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