Mediales Gebüttel in der ARD Mafiöses System Profi-Radsport
23.05.2007, 13:31 Uhrvon Henning Troschel
Peter Danckert fordert den Übertragungsboykott von Radsport-Veranstaltungen durchs Fernsehen. Besonders die gebührenfinanzierten Sender haben nach Ansicht des SPD-Politikers nicht den Auftrag, die Zuschauer mit Live-Berichterstattungen über eine durchkommerzialisierte, korrupte und kriminelle Pharma-Szene zu versorgen.
Danckerts Appell ist keine skandalöse Forderung nach Selbstzensur. Skandalös an dem Verlangen ist allenfalls, dass es nicht aus den Reihen der öffentlich-rechtlichen Sender selbst kommt. Dass ein Mitglied des Bundestages die gebührenfinanzierten Sender an ihren Auftrag erinnern muss, ist der tatsächliche Skandal.
ARD und ZDF hätten schon vor Jahren den Rückzug aus dem blutgedopten Rennsport-Geschäft vollziehen müssen. Aber das Problem ist hausgemacht: Die verdienten, zwielichtigen Radsport-Journalisten der ARD sind erst vor kurzem und nach ewig langem Hin und Her aussortiert worden. Der ehemalige HR-Sportchef Jürgen Emig und der frühere ARD-Sportkoordinator Hagen Boßdorf galten als ausgewiesene Experten des Geschäfts. Die Berichterstattung geriet deshalb auch niemals kritisch-journalistisch, sondern war stets eine üble, ölige Marketing-Tour im Auftrag des Profi-Radsports.
Die beiden setzten sich vehement für Sponsoring-Aktivitäten der ARD beim Team Telekom ein und forderten erfolgreich den Abschluss von Verträgen für exklusive Live-Berichterstattung von den großen Rundfahrten in Europa. Bezahlt haben diese fragwürdigen Engagements die Gebührenzahler.
Den ARD-Chefs, von Plog bis Pleitgen, allesamt gelernte Journalisten, kam das offensichtlich zu keiner Zeit merkwürdig vor. Dabei musste ihnen allen klar sein, dass die ARD spätestens mit dem Sponsoring des Team Telekom die journalistische Unabhängigkeit gegenüber den rosaroten Radsport-Profis verloren hatte.
Wenn sich ein ganzer Sendeanstalten-Verbund einer Sache anbiedert, sorgt er zwangsläufig im eigenen Haus für schlechte journalistische Resultate. Das Arbeitsmotto von Hanns-Joachim Friedrichs wurde von den ARD-Chefs sehenden Auges ignoriert. Der frühere Starjournalist der Öffentlich-Rechtlichen sagte über seinen Berufsstand: "Einen guten Journalisten erkennt man daran, dass er sich nicht gemein macht mit einer Sache, auch nicht mit einer guten Sache."
Wenn sich der Arbeitgeber mit dem Objekt der Berichterstattung kommerziell verheiratet hat, kann auch ein Journalist, der guten Willens ist, nur noch lausige Qualität abliefern. Das aber nahm die ARD billigend in Kauf und zog viel zu spät die Notbremse. Momentan verschaffen die Öffentlich-Rechtlichen einem durch und durch korrupten, als Sportveranstaltung getarnten System ein Podium für die publikumswirksame Zur-Schau-Stellung von pharmakologischen und biochemischen Leistungszuwächsen - demonstriert im Menschenversuch auf den großen europäischen EPO-Teststrecken in Frankreich, Italien, Spanien und Deutschland. Alles in bester öffentlich-rechtlicher Marketing-Tradition für den Fortbestand des mafiösen Systems Profi-Radsport.
Quelle: ntv.de