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Missgriff Tietmeyer Merkel wird ausgelacht

Eigentlich hat Angela Merkel in der Finanzkrise nichts falsch gemacht. Gewiss hat sie die Auswirkungen wie auch andere zunächst unterschätzt, aber ihr Handeln war entschlossen, zielstrebig und koordiniert. Bei der Benennung des Mannes, der die Regierung bei der Formulierung neuer Regeln für die Finanzmärkte beraten sollte, ist ihr ein unglaublicher Missgriff unterlaufen. Kaum hatte sie den Namen Hans Tietmeyer im Bundestag genannt, musste der Genannte schon wieder in der Versenkung verschwinden.

Bundestag staunt und lacht

Nicht dass es dem Staatssekretär im Bundesfinanzministerium von 1982 bis 1989, dem Direktoriumsmitglied und späteren Präsidenten der Bundesbank von 1990 bis 1999 an Sachkenntnis fehlte. Aber Hans Tietmeyer saß seit 2002 im Aufsichtsgremium der irischen Depfa-Bank, die von Hypo Real Estate gekauft wurde und diese in den Abgrund gerissen hätte, wäre die Bundesregierung nicht mit einem milliardenschweren Hilfsprogramm zur Rettung geeilt, was er dann als Aufsichtsratsmitglied dieses Instituts dann von innen betrachten konnte. Die Reaktion der Bundestagsabgeordneten, ungläubiges Erstaunen und höhnisches Gelächter, war geradezu maßvoll. Die knappe Bemerkung des SPD-Haushaltsexperten Carsten Schneider, seine Fraktion trage diese Personalentscheidung nicht mit, beendete die Tätigkeit des Beraters bevor sie begonnen hatte.

"Operation Vertrauen" hat Angela Merkel das Programm zur Stützung der Finanzmärkte genannt, über das der Bundestag beriet. Guido Westerwelle, selten um große Worte verlegen, griff nicht einmal zu hoch, als er von der Patriotischen Pflicht der Abgeordneten sprach, das Programm grundsätzlich zu unterstützen. Sie werden es unterstützen. Schließlich hatte die Kanzlerin von der schwersten Bewährungsprobe des Finanzsystems seit dem Zusammenbruch in den 20er Jahren gesprochen. Aber Vertrauen ist Vertrauen in die Handelnden. Das Vertrauen in ihr personalpolitisches Geschick hat die Kanzlerin nicht gemehrt.

Quelle: ntv.de

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