Kommentare

Volker Jacobs kommentiert Mit Ideologie gedüngt

Kein Feld der Politik ist so sehr mit Ideologie gedüngt wie die Familienpolitik. Schon die Wortwahl an Kaffeetischen zeigt es. Der Ausdruck "Rabenmutter" offenbart schließlich nicht allein die Ablehnung einer bestimmten Art familiärer Lebensgestaltung - was erlaubt ist -, sondern auch ein moralisches Unwerturteil - was unerlaubt ist.

Die Mutter, die ohne materiellen Zwang als "Nur-Hausfrau" auf eigenes Einkommen verzichtet, sieht sich wiederum sozialer Geringschätzung überantwortet. Dabei wären viele "Rabenmütter" nur zu gerne "Nur-Hausfrauen", zwängen sie nicht die Verhältnisse, Geld zu verdienen. Ebenso gingen viele "Nur-Hausfrauen" nur zu gerne ihrem erlernten Beruf nach, fänden sie nur eine ordentliche Betreuung für ihr Kind.

Dass die Eltern wählen können, wie sie die Erziehung der Kinder organisieren, bleibt ein Ziel, für viele nur ein Wunsch. Pädagogische Katastrophen gibt es hier wie dort: Mütter, die vollkommen überfordert sind und Kinder verwahrlosen lassen, Kinderkrippen, die bloß Kinderverwahranstalten sind. Aber zu Recht weist Familienministerin Ursula von der Leyen auf das Beispiel von Ländern hin, in den die fremdbetreute Erziehung Tradition ist, ohne dass darüber das Abendland untergegangen wäre.

Weniger Gegenstand pädagogischer als soziologischer Forschung könnte der Eindruck sein, dass hierzulande vor allem Männer das traditionelle Familienbild in Gefahr sehen, vornehmlich solche, deren Kinder - vermutlich dank der erzieherischen Mühen ihrer Mütter - schon länger aus dem Gröbsten raus sind. Im Übrigen gibt es ein rein empirisches Argument für die umstrittenen Vorschläge der CDU-Politikerin von der Leyen. Ausweislich der Geburtenquote ist die bisherige Familienpolitik gnadenlos gescheitert.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen