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Zwischenruf Nobler Scheck für Obama

Das schwedische Nobelkomitee wollte US-Präsident Obama wohl motivieren, seinen Worten Taten folgen zu lassen. Eine Stütze, die der Hoffnungsträger brauchen kann.

Applaus für den Friedensnobelpreisträger.

Applaus für den Friedensnobelpreisträger.

(Foto: AP)

Nobelpreise werden für Leistungen verliehen. Die von Barack Obamas besteht darin, sein Land von jenem desaströsen Image zu befreit zu haben, das acht Jahre Bush jr. hinterlassen hatten. Der erste schwarze Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika hat Millionen von Menschen Hoffnung auf ein Ende von Diskriminierung und einen dauerhaften Frieden in der Welt gegeben.

Das ist viel. Und wenig. Verglichen mit den Taten eines Nelson Mandela, wie Obama selbst einräumt. Der hat sich die Auszeichnung nicht ausgesucht. Das norwegische Nobelkomitee mag mit der Wahl die Absicht verbunden haben, den Mann im Weißen Haus zu Washington in die Pflicht zu nehmen.

Doch der will noch mehr Soldaten nach Afghanistan schicken und geht mit der Sammelbüchse durch die Reihen der Verbündeten, auf dass sie es ihm nachtun. Aus dem Krieg von George W. Bush ist damit endgültig der Krieg von Barack Obama geworden. Der Vergleich zwischen Al Kaida und Hitler in Obamas Rede ist ebenso unsinnig wie das Gleichheitszeichen, das einst Joschka Fischer zwischen Auschwitz und Miloševi? setzte. Demütige Worte in Oslo ändern daran nichts.

Zustimmung nimmt ab

Barack Obama erinnert ein wenig an den Propheten, der im eigenen Lande nichts, besser: immer weniger gilt. Wo er hinkommt, jubeln ihm die Menschen zu. Allerdings protestieren sie neuerdings auch gegen ihn, wie jetzt am Jernebanetorget in der norwegischen Hauptstadt.

Daheim ist die Zustimmung zu seiner Politik dramatisch zurückgegangen. Anhänger wenden sich von seinem Schlingerkurs in Sachen Gesundheitsreform ab, die Arbeitslosigkeit steigt, die mit Steuergeldern sanierten Banken pokern munter weiter. Auf der anderen Seite haben Republikaner, Evangelikale und andere rechtsgerichtete Kreise eine beispiellose Hetzkampagne gegen Obama entfacht. Das neue START-Abkommen über die Begrenzung der strategischen Rüstung mit Russland ist immer noch nicht ausgehandelt. Die Hoffnungen auf einen Durchbruch bei Weltklimagipfel in Kopenhagen sind gering, seit die US- amerikanische Seite erklärt hat, man werde ein neues Kyoto nicht akzeptieren.

Obama ist eingeklemmt zwischen den eigenen Versprechen und dem System, an dessen Spitze er steht. Wenn der Friedensnobelpreis dem US-Präsidenten hilft, die Klemme zu lockern, dann ist er gerechtfertigt.

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Manfred Bleskin kommentiert seit 1993 für n-tv das politische Geschehen. Er war zudem Gastgeber und Moderator verschiedener Sendungen. Seit 2008 ist Bleskin Redaktionsmitglied in unserem Hauptstadtstudio in Berlin.

Quelle: ntv.de

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