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Besuch des großen Bruders Obama, neuer Liebling Israels

Obama besucht die Holocaust-gedenkstätte Yad Vashem.

Obama besucht die Holocaust-gedenkstätte Yad Vashem.

(Foto: Reuters)

Präsident Obama macht während seines Besuches klar: Die USA stehen an Israels Seite. Und das ohne viel Wenn und Aber. Zwar lässt der Charismatiker die schwierige Lage der Palästinenser nicht aus, stellt aber doch die Sicherheit Israels deutlich hoch. Das Land dankt es ihm.

Innerhalb von drei Tagen hat US-Präsident Barack Obama den Nahostkonflikt umgestülpt. Liebgewonnene Klischees, wie sie seit Jahren verbreitet werden, haben sich als Propaganda entpuppt. "Die angeblichen Spannung mit Eurem Premierminister Netanjahu haben viel Stoff für (die TV-Satiresendung) Eretz Nehederet (wunderbares Land) geliefert", sagte Obama vor lachenden israelischen Studenten, die sich über dessen Intimkenntnis der bissigsten Sendung im israelischen Fernsehen amüsierten.

Obama hat mit seiner Charmeoffensive die Herzen der Israelis gewonnen. Weil die Amerikaner voll hinter Israel stehen und einen "weiteren Holocaust verhindern werden", wie Obama es ausdrückte, ist vielen Israelis die akute Angst vor einer iranischen Atombombe genommen worden. Obama hat klar gemacht, dass Israel nicht allein dieser Gefahr ausgesetzt ist.

Bedingungen sind klar

Auch zum Konflikt mit den Palästinensern hat er neue Akzente gesetzt. Manches wurde bisher kaum von einem ausländischen Staatschef ausgesprochen. Dass die Besatzung "ungerecht" sei, dass schlechte Behandlung von Palästinensern oft ungestraft ausgehe und dass der jetzige Zustand nicht ewiglich aufrecht erhalten bleiben könne, wissen fast alle Israelis ohnehin. Die Osloer Verträge mitsamt Anerkennung der palästinensischen Nationalbewegung sowie die palästinensische Selbstverwaltung sind längst Konsens. Auch für die Errichtung eines palästinensischen Staates gibt es breite Zustimmung. Obama muss zugute gehalten werden, mit klaren Worten in Ramallah wie in Jerusalem jedoch neben dem Grundprinzip auch die notwendigen Bedingungen für die Entstehung eines palästinensischen Staates genannt zu haben.

Erst müssten Grenzen festgelegt, Israel als jüdischer Staat anerkannt und seine Sicherheit garantiert sein. Denn Obama schloss die von den Palästinensern geforderte Rückkehr zu den "Grenzen" von 1967 (in Wirklichkeit Waffenstillstandslinien) aus. Das Problem der "für den Frieden kontraproduktiven Siedlungen" werde sich von alleine lösen. Hier unterscheidet sich Obama von den Europäern, die in den Siedlungen das Haupthindernis für Frieden in der Welt sehen. Ein weiterer Seitenhieb gegen die EU war Obamas Forderung, neben der palästinensischen Hamas auch die libanesische Hisbollah auf die Liste der Terrororganisationen zu setzen.

Obama hat mit Erfolg den Israelis Vertrauen einflößt. Ob Israel nun eher bereit ist, Risiken für einen Frieden einzugehen angesichts der Vernichtungsdrohungen von Iran, Hamas und Hisbollah, wird sich erst noch erweisen müssen.

Quelle: ntv.de

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