Zwischenruf Ohnmächtiges Machtwort
08.09.2007, 15:01 UhrVon Manfred Bleskin
Es war klar: Ob als Bussibär oder Bärbeißer, Kurt Beck hat kaum eine Chance sein angeschlagenes Image aufzubessern. Sein Machtwort war Ausdruck von Ohnmacht, die Wirkung geht gegen null.
Dies zeigt sich zuvorderst darin, dass nun ausgerechnet Franz Müntefering zu den Waffen greift. Nicht gerade mit dem Zweihänder, aber mit dem Florett versetzt der Vizekanzler seinem Parteivorsitzenden ein paar kräftige Hiebe. Zur K-Frage meint der Bundesarbeitsminister eher beiläufig, SPD-Vorsitz und Kanzlerkandidatur müssten nicht unbedingt in einer Hand liegen.
Na, habe die Ehre. Auf diesen Knochen werden sich die „Feiglinge, wie Beck seine vereinsinternen Kritiker nennt, mit Vergnügen stürzen. Doch es gibt derzeit keine Alternative zu Beck. Der nach höheren Weihen strebende Außenminister Frank Walter Steinmeier hat keine Lust, seine Karriere durch eine aussichtslose Kandidatur gegen Amtsinhaberin Angela Merkel vorzeitig zu beenden. Auch andere wie Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit Umweltminister Sigmar Gabriel oder dessen Kollege vom Finanzressort Peer Steinbrück wollen nicht. Sie wissen, dass mit dieser SPD bei der nächsten Bundestagswahl kein Staat zu machen ist.
Die Umfragewerte sind um die 25 Prozent fest gemauert in der Erden. Das ist tragisch für die Partei, die unter ihren Gründervätern tatsächlich das war, was Beck heute gern möchte, nämlich Schutzmacht der kleinen Leute. In Sachsen sind die Sozialdemokraten in der Wählergunst gar hinter die Neonazis von der NPD gerutscht.
Das Dilemma besteht darin, dass die SPD nur gegen die Union wieder an Profil gewinnen, durch ein vorzeitiges Ausscheiden aus der Koalition bis 2009 aber nur wenig Boden wiedergutmachen kann. So wird die deutsche Sozialdemokratie bis zur Stunde der Wahrheit an der Seite einer „sozialdemokratisierten CDU und einer sozialpopulistischen CSU ausharren. Mit Beck an der Spitze, auf den man auch deshalb nicht verzichten kann, weil er der einzige Ministerpräsident eines Flächenlandes ist.
Quelle: ntv.de