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Nicht Jerusalem ist wirklich wichtig Täglicher Beschuss provoziert Israel

Hamas-Kämpfer inspizieren ein Trainingslager nach einem israelischen Angriff.

Hamas-Kämpfer inspizieren ein Trainingslager nach einem israelischen Angriff.

(Foto: dpa)

Der Anschlag auf eine Busstation in Jerusalem sorgt weltweit für Empörung. Schlimmer jedoch als diese Bombe ist der ständige Beschuss israelischer Orte aus dem Gazastreifen. Ministerpräsident Netanjahu droht bereits mit einer "harten, verantwortungsvollen und überlegten Reaktion".

Der erste große nach drei Jahren mit einer ermordeten britischen Touristin und 50 Verletzten hat weltweite Empörung und Mitgefühl ausgelöst. Guido Westerwelle und Ban Ki Moon, Salam Fajad, Abbas und Barack Obama verurteilten wie viele andere das Attentat. Israels Sicherheitskräfte werden wohl bald den oder die palästinensischen Extremisten aus Ostjerusalem oder Hebron finden, die an der belebten Busstation die mit Metallkugeln versetzte Bombe gelegt hatten, um möglichst viele israelische Zivilisten zu ermorden. Die Autonomiebehörde im Westjordanland kooperiert mit Israel enger denn je, um derartige Terroranschläge zu verhindern. Auf den Anschlag in Jerusalem werden deshalb bald wohl Festnahmen, aber keine dramatischen Militäraktionen von Seiten Israels folgen.

Jerusalem nach dem Attentat.

Jerusalem nach dem Attentat.

(Foto: REUTERS)

Nicht verurteilt von der Weltgemeinschaft wurden jedoch viel schlimmere Attacken, die in nächster Zeit zu erneutem Blutvergießen und einer weiteren Eskalation führen können. Immer mal wieder explodieren in Beer Schewa, Aschdod, Aschkelon und grenznahen Orten zum Gazastreifen Mörsergranaten, Kassam- und sogar aus Iran geschmuggelte Gradraketen. Bei Aschkelon explodierten Raketen mit Phosphor im Sprengkopf und erst an diesem Donnerstag schlug gar eine Rakete in einer Vorstadt  von Tel Aviv ein. Wegen des für Israel zunehmend unerträglichen täglichen Beschusses aus dem Gazastreifen verschob Ministerpräsident Benjamin Netanjahu seine Abreise nach Moskau und drohte mit einer "harten, verantwortungsvollen und überlegten Reaktion". Die vermeintlich gemäßigte Oppositionschefin Zipi Livni forderte gar einen erneuten Gazakrieg.

Die extremistische Hamas-Organisation hat die Verantwortung für einige der auf Israel abgeschossenen Raketen übernommen, zugleich bekannt, dass sie keine Kontrolle über andere extremistische Organisationen haben. "Wir werden nicht den Lieferschein einer jeden Rakete überprüfen", sagte Ex-General Jom Tov Samia. Wer ein Gebiet kontrolliert, trägt jedoch die Verantwortung für jede Verletzung der Souveränität des Nachbarn. Deshalb ist wohl mit einer größeren Aktion der Israelis zu rechnen, vielleicht gar mit einem Krieg.

Die arabische Welt ist zur Zeit mit sich selbst beschäftigt mit blutigen Revolten sogar in Syrien. Es ist klar, dass die blutig niedergeschlagenen Aufstände in Bahrein, Jemen, Ägypten und Libyen absolut nichts mit Israel zu tun haben. Aber auch in Gaza und Ramallah gab es erste Proteste. Die Raketenangriffe auf Israel sind offenbar Ablenkungsmanöver der Hamas, um vom eigenen Unterdrückungsregime abzulenken und Israel zu provozieren. Die Weltgemeinschaft täte gut daran, bei den Vorgängen in Gaza nicht wegzuschauen und zu schweigen.

Der Nahe Osten ist sein Metier. Ulrich W. Sahm berichtet seit Mitte der 1970er Jahre aus der Region. Er ist immer auf der Suche nach der Geschichte hinter der Nachricht.

Quelle: ntv.de

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