Ägypten und Israel Terror-Attacke abgewehrt
10.04.2009, 11:07 UhrMit der Verhaftung von 49 Agenten und potentiellen Attentätern hat Ägypten ein Terrornetz zerschlagen, das den Sturz des Regime von Husni Mubarak vorbereiten, Israelis entführen und Waffen in den Gazastreifen bringen sollte. Ziel der Anschläge dürften Schiffe im Suezkanal und Touristenzentren gewesen sein. Dutzende Araber, darunter Libanesen, Sudanesen und Palästinenser seien an dem Komplott beteiligt gewesen. Nur Bruchstückhaft und mit vielen Indizien setzt sich langsam ein Puzzle zusammen, das mutmaßlich zu einer erschreckenden Entwicklung für den ganzen Nahen Osten geführt haben könnte.
Am Mittwoch meldete der TV-Sender Al-Dschasira, dass Ägypten 49 Araber verhaftet habe, die im Dienste der vom Iran gelenkten libanesischen Hisbollah in Ägypten aktiv gewesen sein sollen. Sie hätten Wohnungen nahe dem Suezkanal gemietet, um den Schiffsverkehr auf diesem internationalen, strategisch wichtigen Seeweg zu beobachten. Es war die Rede von Waffenschmuggel von Iran über Sudan in den Gazastreifen, der Herstellung von Sprengstoffen und einem Versuch, das Regime in Ägypten zu stürzen. Der Chef der libanesischen Hisbollah-Miliz, Hassan Nasralla, habe Befehle an die Attentäter in Ägypten codiert in seinen öffentlichen Reden versteckt.
Warnung vor Urlaub auf Sinai
Ebenfalls am Mittwoch überraschte die israelische Anti-Terror-Behörde mit einer prominent im Radio und Fernsehen platzierten "dringenden Warnung" an alle Israelis, während ihres am Mittwoch beginnenden Pessach-Urlaubs nur ja nicht zur Sinai-Halbinsel zu fahren. Israelis auf Sinai wurden "dringend aufgefordert", ihre Zelte abzubrechen und sofort heimzukehren, weil es "akute Informationen über bevorstehende Anschläge auf Touristenzentren im Sinai gebe".
Obgleich in den israelischen Medien spekuliert wurde, dass durch die Verhaftungen in Ägypten und das Auffliegen des Komplotts die akute Gefahr für israelische Touristen möglicherweise gebannt sei, wurde das Reiseverbot nach Sinai vorläufig nicht aufgehoben.
Angriff auf Konvoi im Sudan
Dass da etwas in der Luft lag, war schon zuvor erkennbar, obgleich die Zusammenhänge erst jetzt deutlicher werden. So wurde in der vergangenen Woche bekannt, dass die Israelis mitten im Sudan einen Lastwagenkonvoi angegriffen haben sollen, der angeblich Waffen aus dem Iran transportierte. Sie sollten über Ägypten in den Gazastreifen geschmuggelt werden, wobei die Ägypter bisher - sehr zum Leidwesen der Israelis - nicht sehr viel getan haben, um den Transfer von Geld, Menschen, Nahrungsmitteln, Brennstoffen und natürlich Sprengstoffen sowie ganzen Raketen aus dem Iran zur Hamas in den Gazastreifen zu verhindern. Überraschend gestand der ägyptische Außenminister Ahmad Abdul Reid, dass Israel die Ägypter im Voraus über ihren geplanten Luftangriff auf den Lastwagenkonvoi in Sudan informiert habe. Inzwischen meldeten amerikanische wie israelische Quellen, dass zusätzlich Kommandos in einem sudanesischen Hafen auch ein iranisches Schiff mit Waffen an Bord gesprengt hätten.
Eine ähnliche Kooperation zwischen Israel und Ägypten wurde schon während des Gazakriegs bekannt. So beobachteten Palästinenser, dass ägyptische Grenzposten gelegentlich ihre Stellungen nahe der Grenze zu Gaza fluchtartig verließen und israelische Kampfflugzeuge wenig später die Schmugglertunnel entlang der "Philadelphi-Achse", also der Grenze zwischen Gaza und Ägypten, mit bunkerbrechenden Bomben bewarfen.
Wenn Ägypten damit begonnen hat, den Schmuggel nach Gaza effektiv zu unterbinden, liegt das wohl an der Erkenntnis, dass der Waffenschmuggel nicht nur Israel gefährdet, sondern auch die Regierung in Kairo. Ganze Lastwagen sollen auf dem Weg nach Gaza beschlagnahmt worden sein, Spürhunde sollen die Ausgänge der palästinensischen Tunnels auf der ägyptischen Seite der Grenze suchen.
Israelische Kommentatoren gehen davon aus, dass die Aufdeckung des Komplotts in Ägypten eine schwere Belastung der arabischen Beziehungen zu Iran bedeutet - zumal die Hegemonialbemühungen Teherans nicht nur Ägypten, sondern auch Irak, Saudi Arabien und andere Länder in der Region bedrohen.
Quelle: ntv.de