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Teurer "Grexit" Vernunft ist besser als Fairness

Antonis Samaras und Angela Merkel.

Antonis Samaras und Angela Merkel.

(Foto: REUTERS)

Wer ein Problem lösen will, sollte rational vorgehen. So einleuchtend das ist, nicht jeder handelt danach. Das demonstriert auch die Diskussion um einen Austritt Griechenlands aus der Eurozone eindrucksvoll. Der Preis dafür kann hoch sein.

Was lange undenkbar schien, wird immer wahrscheinlicher: Griechenland geht Pleite und tritt aus der Eurozone aus. Das kann eigentlich niemand wollen - weder in Griechenland noch im Rest Europas. Denn eine Pleite hätte unabsehbare wirtschaftliche, politische und soziale Folgen. Von den Auswirkungen auf die unerbittlichen Finanzmärkte ganz zu schweigen.

Bedauerlicherweise wird in Europa weniger darüber diskutiert, was ökonomisch vernünftig ist, sondern darüber, was fair ist. Deutsche Wähler und Politiker finden es unfair, einem Land zu helfen, das über seine Verhältnisse gelebt hat. Sie haben verständlicherweise wenig Lust, für die Schulden anderer geradezustehen. Und es ist ja nicht so, dass sich der deutsche Steuerzahler noch nicht für Griechenland engagiert hat.

Viele Griechen finden es dagegen ungerecht, für ausländische Banken und reichere Länder hohe Opfer zu bringen. In der Tat leidet das Land unter einer schweren Rezession und hoher Arbeitslosigkeit. Die Wirtschaftsleistung ist in den zurückliegenden drei Jahren um 27 Prozent eingebrochen, die Aussichten bleiben düster.

Bei allem Verständnis für den Ärger und die Frustration in Griechenland und in Deutschland: Der Fokus auf die Frage, was denn eigentlich fair ist und was nicht, erschwert die Suche nach einem Ausweg.

Klischees statt Fakten

Verhaltensökonomen weisen darauf hin, dass Menschen so viel Wert auf Moral legen, dass sie sogar bereit sind, auf eigenes Geld zu verzichten, nur damit ein vermeintlicher Sünder bestraft wird. Dieses psychologische Muster lässt sich auch in der europäischen Schuldenkrise beobachten - mit teuren Folgen.

Verstärkt wird das durch nationale Stereotype. Hierzulande wird nicht nur in Boulevardzeitungen dem vermeintlich sparsamen und fleißigen Deutschen der leichtlebige, korrupte Grieche gegenübergestellt. In griechischen Blättern trotzt der freiheitsliebende Hellene dem gnadenlosen, imperialistischen Deutschen. Das ist weder zielführend noch ist es gerecht.

Es ist an der Zeit darüber zu diskutieren, was vernünftig ist. Das müsste eigentlich gelingen - denn sowohl Griechenland als auch Deutschland können in dieser Frage auf eine außergewöhnliche philosophische Expertise zurückblicken.

Quelle: ntv.de

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