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Konsequenzen aus Norwegen? Wahnsinn ist immer möglich

Nach dem Amoklauf in Norwegen werden Rufe nach Konsequenzen auch in Deutschland laut. Doch welche Schlüsse soll man aus der Tat eines offensichtlich gestörten Mannes ziehen?

Es ist weder wünschenswert noch machbar, alle öffentlichen Gebäude hermetisch abzuriegeln, jedes Jugendcamp, jeden Campingplatz oder jede Schule von bewaffneten Einheiten beschützen zu lassen, jedes Auto zu kontrollieren, jeden U-Bahn-Passagier zu durchleuchten oder alle jungen Männer auf Schritt und Tritt zu überwachen. Auch der Ruf nach mehr Polizei oder besseren Schulen wird verhallen. Wir leben in einem Land, in dem aus Personalnot nicht einmal Fahrraddiebstähle und Wohnungseinbrüche aufgeklärt werden. In den Schulen gelingt es nicht, allen Kindern zu einem Abschluss zu verhelfen – von einer flächendeckenden Betreuung durch Schulpsychologen ganz zu schweigen.

Eine freie Gesellschaft muss solche Taten ertragen.

Eine freie Gesellschaft muss solche Taten ertragen.

(Foto: ASSOCIATED PRESS)

Gegen Wahnsinn und Verblendung kann und wird es keinen 100-prozentigen Schutz geben. Das Restrisiko bleibt. Besonders dann, wenn es sich um einen raffinierten, gut getarnten Einzeltäter handelt. Eine freie Gesellschaft, ein freies Land, muss mit solchen Taten leben und muss solche Taten ertragen, ohne die Freiheit aufzugeben.

Trotzdem sollte der Zugang zu Waffen und Munition weiter erschwert werden. Konsequent wäre ein vollkommenes Verbot von Waffen in privater Hand. Doch das wird nicht klappen. Die Schützenlobby ist zu gut mit der Politik verdrahtet. Auch die Medien müssten sich ihrer Verantwortung bewusst werden und darauf verzichten, Titelblätter mit dem Gesicht des blutrünstigen Norwegers zu schmücken und ihn so im schlimmsten Fall zum Märtyrer oder Helden zu machen. Weder das eine noch das andere wird passieren und damit wird es über kurz oder lang Meldungen über noch schlimmere Taten geben.

Quelle: ntv.de

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