Wahnsinn mit Methode Was Trump ankündigt, ist lupenreiner Imperialismus


Trump spitzt die Lippen zum Amtseid. Wenig später droht er Panama indirekt mit einem Überfall.
(Foto: AP)
Trump verspricht, "das Territorium" der USA zu vergrößern. Putin kann sich freuen: Der neue US-Präsident liefert ihm einen Grund, seine eigenen Verbrechen zu relativieren.
Über Kanada und Grönland hat der frisch vereidigte US-Präsident in seiner Antrittsrede nicht gesprochen. Gesagt hat Donald Trump allerdings, dass die USA "sich wieder als wachsende Nation" verstehen würden, "die unseren Wohlstand vermehrt, unser Territorium vergrößert (…) und unsere Fahne zu neuen und wunderschönen Horizonten trägt". Um es mit Trumps Neigung zu erfundenen Superlativen zu sagen: Noch nie hat ein Präsident seine Amtszeit mit solch imperialistischem Furor begonnen. Das ist nicht skurril, das ist brandgefährlich.
Den Europäern erweist Trump damit einen Bärendienst. Seit Jahren argumentiert der Westen, auch die USA, dass die internationale Friedensordnung nur Bestand haben kann, wenn Grenzen nicht mit Gewalt verschoben werden. Denn mit genug bösem Willen findet sich immer ein Kriegsgrund. "Wenn wir in den Geschichtsbüchern lange genug zurückgehen, dann haben wir Grund für Kriege, die ein paar hundert Jahre dauern können und unseren ganzen Kontinent zerstören", sagte Olaf Scholz schon vor drei Jahren.
Bis heute verweisen Russland und seine Sprechpuppen im Westen auf die Luftangriffe gegen Serbien, um zu beweisen, dass der Westen ja auch das Völkerrecht gebrochen habe - soll heißen: So schlimm sind die russischen Verbrechen in der Ukraine ja gar nicht.
"Wir werden ihn uns zurückholen"
Schon allein Trumps Aussagen zum Panamakanal sind daher eine Katastrophe, ganz unabhängig davon, was daraus folgt. Die USA hätten den Kanal niemals an Panama geben dürfen, wiederholte der 78-Jährige in seiner Inaugurationsrede. "Und wir werden ihn uns zurückholen." Anfang Januar hatte Trump in einer Pressekonferenz an seinem Wohnort Mar-a-Lago in Florida nicht ausgeschlossen, für dieses Ziel militärische Gewalt einzusetzen.
Ein Überfall auf Panama? Das wäre ein Bruch des Völkerrechts, ein Verbrechen. Schon das Gedankenspiel ist, frei nach Shakespeare, ein Wahnsinn mit Methode, deren Folgeschäden nicht abzusehen sind. Trump hat damit deutlich gemacht, dass sein geopolitisches Weltbild dasselbe ist wie das des russischen Diktators Wladimir Putin: Kleine Länder haben sich dem Willen der Supermächte zu fügen, tun sie es nicht, werden sie überfallen. Auch mit Blick auf Grönland wollte Trump in Mar-a-Lago militärische Gewalt nicht ausschließen. Kanada dagegen will er lediglich mit "ökonomischer Gewalt" dazu bringen, den USA beizutreten.
Trumps Inauguration: Der Tag im Liveticker
Auch die angekündigte Umbenennung des Golfs von Mexiko in "Golf von Amerika" ist nicht nur eine alberne Idee. Sie ist geboren aus einer grenzenlosen Selbstüberschätzung, die man nur als Grundlage für lupenreinen Imperialismus sehen kann. Wie Trump diesen Imperialismus mit seinem Isolationismus verbinden will, das wird man sehen. Denn die USA können nicht gleichzeitig der Welt den Rücken kehren und sie dominieren wollen. "Unsere Macht wird alle Kriege beenden und wird einen neuen Geist der Einigkeit in eine Welt bringen, die wütend, gewalttätig und total unvorhersehbar war", sagte er in seiner Inaugurationsrede. Eine Pax Americana für die Welt? Diese Art Frieden wird es nicht geben. Eher sind Kriege wahrscheinlicher geworden. Putin gefällt das.
Quelle: ntv.de