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Gewisse Ungewissheit Zwischenruf

Von Manfred Bleskin

Bei den Verhandlungen über eine Beendigung des nordkoreanischen Atomwaffenprogramms in Peking hat sich Pjöngjang zum schrittweisen Abbau seines Atomprogramms bereit erklärt. Das ist eine gute Nachricht.

Erstmals hat sich eine Nuklearmacht, wenngleich nach massivem Druck, verpflichtet, Schluss zu machen mit ihrem Massenvernichtungspotenzial. Sieht man einmal von Südafrika ab, das nach dem Ende der Apartheid die von den Rassisten angehäuften Kernwaffen mehr oder weniger unbeachtet von der Weltöffentlichkeit dorthin beförderte, wo sie hingehören, in den Orkus.

Sollte Diktator Kim Jong Il seine Zusicherungen einhalten, so zeigt dies, dass sein Regime die Waffen wohl nie militärisch eingesetzt hätte, sondern ausschließlich als politisches Druckmittel gegenüber den Vereinigten Staaten verstanden wissen wollte.

Die bislang bekannt gewordenen Zugeständnisse Washingtons sind von vergleichsweise geringerer Bedeutung. Umfangreiche Energielieferungen sind kein Gegenwert zum Verzicht auf den Status einer Nuklearmacht. Aus Sicht Nordkoreas muss seine Anerkennung durch die USA folgen, was Gespräche künftig auf gleicher Augenhöhe ermöglichen würde. Der Forderungskatalog ist groß: Sicherheitsgarantien und der Abzug der knapp 30.000 US-Soldaten aus Südkorea stehen dabei ganz oben an. Auch die Streichung aus der Liste der "Schurkenstaaten" gehört wohl dazu.

Noch müssen die an den Sechs-Parteien-Gesprächen beteiligten Regierungen zustimmen. Genau da liegt der Hase im Pfeffer. Schon 2005 hatte sich Nordkorea im Grundsatz verpflichtet, auf sein Atomwaffenprogramm zu verzichten. Tage später war alles nicht mehr war, weil sowohl Washington als auch Pjöngjang die Vereinbarungen jeweils so interpretierten, wie es ihnen am genehmsten erschien. So bleibt inmitten allen berechtigten Jubels eine gewisse Ungewissheit, ob die Vereinbarungen von Peking in die Praxis umgesetzt werden. Oder eine ungewisse Gewissheit, dass noch viel Wasser den Potomac und den Tumen hinunterfließt, bis ein stabiler Frieden auf der koreanischen Halbinsel einkehrt.

Quelle: ntv.de

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