"Profiling"-Idee für Flughäfen Absolute Sicherheit gibt es nicht
28.12.2010, 21:08 UhrDer Vorschlag des Flughafenverbands, Passagiere künftig in Risikogruppen einzuteilen, stößt auf Ablehnung. Eine derartige Kategorisierung kann schnell diskrimierend werden, rassistischen Vorurteilen Vorschub leisten und Kontrollen berechenbar machen - für Terroristen, die längst wissen, wie man sich tarnt.

Wie sieht ein Terrorist aus?
(Foto: dpa)
"Israel ist in einer Sondersituation. Der Staat wird ständig bedroht. Iran will sogar seine Vernichtung. Kontrollen auf israelischen Flughäfen sind da naturgemäß genauer, langwieriger und auch nerviger. Und: Israel ist kein Drehkreuz für den Luftverkehr wie Deutschland", gibt der Bonner General-Anzeiger zu bedenken. "Dies spielt logistisch eine gewaltige Rolle, wollte man die vielen Millionen Fluggäste auf deutschen Flughäfen unter die Profiler-Lupe nehmen. Man darf getrost die Kirche im Dorf und die Hysterie außen vor lassen."
Die Kieler Nachrichten können sich nicht vorstellen, wie eine Eingruppierung der Passagiere funktionieren soll: "Der Aufschrei ist programmiert, der spätestens nach Bekanntgabe der Klasseneinteilung, auf die ein derartiges System angewiesen wäre, durch Deutschland gehen würde. Gehören alle Araber zur höchsten Risikogruppe? Oder nur die Unter-50-Jährigen? Was ist mit Afrikanern? Sind Studenten aus Islamabad per se verdächtig? Diese Fragen müssten Sicherheitsexperten beantworten. Der Einwand der Linken, dass so rassistischen und muslimfeindlichen Vorurteilen Vorschub geleistet werden würde, ist diesmal mehr als berechtigt."
Die Ludwigsburger Kreiszeitung lehnt die Idee nicht kategorisch ab, warnt aber: "Es kommt darauf an, wie diese Idee umgesetzt wird. Geschieht das automatisiert anhand etwa der Herkunft oder der (islamischen) Religionszugehörigkeit, ist sie diskriminierend. Dann zerstört sie einen Teil unserer westlichen Lebensweise, die sie zu schützen vorgibt. Ähnliches gilt, wenn bloß nach Äußerlichkeiten vorgegangen wird. Das wäre auch noch dumm, denn die Terroristen wissen längst, wie man sich tarnt. Die New Yorker Todesflieger wären auch als junge Geschäftsleute durchgegangen."
Das sieht die Leipziger Volkszeitung genauso: "Dumm nur, wenn die Terroristen nicht so aussehen, wie sich das die Flughafenbetreiber vorstellen. Wenn sie nicht im Bin-Laden-Outfit daherkommen, sondern als ältere Geschäftsmänner mit europäischen Wurzeln. Wenn sie Frauen sind oder eine Uniform tragen. Das geplante Profiling ist nicht nur diskriminierend, es birgt auch die Gefahr, dass es Kontrollen für Terroristen berechenbar macht. Absolute Sicherheit im Flugverkehr wird es niemals geben. Aber ein Geflecht aus verschiedenen, miteinander verzahnten Maßnahmen ist allemal effektiver als ein einseitiges Profiling."
Für die Nürnberger Nachrichten lohnt die Diskussion um das "Profiling" gar nicht: "Mal eben mit der teuren Forderung nach Zwei-Bett-Zimmern im Krankenhaus in die Schlagzeilen kommen wie CDU-Gesundheitsexperte Spahn. Draufhauen und die Befürworter der Präimplantationsdiagnostik (PID) mit dem biblischen Kindsmord unter Herodes vergleichen wie Kölns Erzbischof Meisner. Oder schon vor Antritt eines Postens bekannt werden durch die Forderung nach 'Profiling' auch auf deutschen Airports wie der designierte Flughafen-Verbandschef Blume: All das geht zwischen den Jahren ziemlich leicht. Dass es nicht bloß ein Sommerloch gibt, sondern auch eine Art Winter-Lücke, das belegen diese Tage samt ihrer teils ärgerlichen, teils kuriosen Meldungen."
Quelle: ntv.de, Zusammengestellt von Nadin Härtwig