Pressestimmen

Sarkozy und Cameron in Libyen "Alle wollen was vom Kuchen abhaben"

Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy und der britische Premierminister David Cameron sind als erste westliche Politiker zu einem Staatsbesuch in Libyen eingetroffen. In Tripolis und Bengasi lassen sie sich von einer jubelnden Menge feiern. Eigentlich aber sind sie aus einem ganz anderen Grund in Libyen: wirtschaftliche Interessen.

Sarkozy und Cameron nehmen ein Bad in der Menge.

Sarkozy und Cameron nehmen ein Bad in der Menge.

(Foto: dpa)

Vor allem dem Einsatz der Franzosen verdanken es die Rebellen, dass sie im Bürgerkrieg die Oberhand gewannen, stellt die Märkische Allgemeine (Potsdam) fest. Und jetzt ist auch vergessen, "dass Sarkozy seinerzeit innenpolitisch angeschlagen war und dringend Erfolge suchte. Allein die Empörung über Gaddafis Niederschlagung der Opposition war es jedenfalls nicht, die Sarkozy bewog, französische Bomber loszuschicke. Nun fährt er die Ernte ein: Französische Unternehmen werden den Wiederaufbau Libyens zuvörderst begleiten und davon profitieren - wie der 'Kämpfer für die Demokratie' aus dem Élysée-Palast. Auch das Öl soll wieder fließen, doch nicht mehr nach Russland und China, die jede Parteinahme strikt verurteilten. Der wendige Franzose hat aufs richtige Pferd gesetzt. Chapeau!"

Auch die Badischen Neuesten Nachrichten (Karlsruhe) sind der Meinung, dass die "Jubel-Bilder … nicht darüber hinwegtäuschen" dürfen, "dass es um ganz handfeste Wirtschaftsinteressen geht. Etwa darum, sich lukrative Öl- und Wiederaufbauverträge zu sichern. Die Karten im Nachkriegslibyen werden jetzt neu gemischt" und alle wollen "ein Stück vom libyschen Kuchen abhaben."

"Wenn Kriegsherren Schlachtfelder betreten, dann hat die Stunde des Sieges geschlagen. Noch fliegen Nato-Jets Bombeneinsätze über Libyen, noch ist Gaddafi nicht gefasst und noch sterben Rebellen sowie Regime-Anhänger", erinnern die Dresdner Neusten Nachrichten. "Doch für Frankreichs Präsident Sarkozy und den britischen Premier Cameron spielt das alles keine Rolle mehr. Die Zeit drängt, denn es gilt den greifbaren militärischen Sieg verlustlos in klingende wirtschaftliche Münzen umzurubeln."

"Sarkozy und Cameron hatten keine Zeit zu verlieren", stellt daher auch die Nürnberger Zeitung fest. Denn auch der türkische Ministerpräsident Erdogan hat sich  in Libyen angekündigt. "Dem derzeit im arabischen Raum tourenden Muslim wollte man aber keinesfalls den Vortritt lassen. Schließlich galt es den Lohn des Militäreinsatzes einzufahren, und der gebührt nun einmal vor allem Frankreich und Großbritannien."

Quelle: ntv.de, zusammengestellt von Katja Sembritzki

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