Pressestimmen

Fest der Freiheit in der Hauptstadt Berlin als "Laboratorium der Einheit"

Den Jahrestag des Mauerfalls mit einem Fest der Freiheit zu begehen, darin sieht die Presse den richtigen Ansatz. Denn die Erinnerung an diese Epochenwende müsse bewahrt werden.

Symbolisch ist die Mauer 20 Jahre nach dem historischen Ereignis noch einmal gefallen.

Symbolisch ist die Mauer 20 Jahre nach dem historischen Ereignis noch einmal gefallen.

(Foto: dpa)

Der Berliner Tagesspiegel betrachtet die Rolle Berlins 20 Jahre nach dem Mauerfall und fragt sich, ob die Hauptstadt an diesem Jahrestag der Mittelpunkt gewesen sei. Und wenn ja, wovon? "Mittendrin im Bewusstsein des Wandels der Zeit, unserer Zeit, ihrer Sehnsüchte und Erwartungen war man an diesem grauen Tag in der Kulisse des neuen Berlins jedenfalls. Das merkwürdig anarchische, überrumpelnde Element dieser Stadt, das auch im Mauerfall vor zwanzig Jahren seine gar nicht zu unterschätzende Rolle gespielt hat, war wieder spürbar. Der Alltag wartet, die Mühen der Ebenen, mit denen die Stadt in den vergangenen zwei Jahrzehnten gerungen hat: Noch immer ist Berlin das Laboratorium der Einheit. Und es bleibt das Gedächtnis: Die zwanzigste Wiederkehr des Mauerfalls war auch der einundsiebzigste Jahrestag des Novemberpogroms."

Für die Heilbronner Stimme gehört der Mauerfall zu den schönsten historischen Momenten der jüngeren deutschen Geschichte: "Man kann sich nicht genug darüber freuen und staunen, dass zwei so unterschiedliche Teile Deutschlands ohne einen einzigen Schuss und ohne Blutvergießen zueinander gefunden haben." Dieses Ereignis habe nicht nur die Bundesrepublik, sondern Europa verändert. Wie Bundespräsident Köhler richtig erklärt habe, sei dies eine Epochenwende zu Freiheit und Demokratie gewesen. "Da ist Stolz fast schon Bürgerpflicht. Denn für den Konkurs der DDR sorgte eine gewaltfreie Revolution von unten, eine von ganz wenigen, die erfolgreich war." Es gelte die Erinnerung an die dramatischen Tage zu bewahren. "Erst recht die Begeisterung darüber, dass aus dem Misstrauen der Nachbarn gegenüber dem neuen Deutschland Freundschaft wurde."

"Die Bundesrepublik als historisch erfolgreiche, gefestigte Demokratie bekam von der kläglich gescheiterten DDR vor 20 Jahren ein Geschenk: Die Infusion eines unbändigen Freiheitswillens durch die DDR-Bürger, die Lenin widerlegten, indem sie zeigten, dass Deutsche doch eine Revolution durchführen könnten", schreibt Landeszeitung. Das Lüneburger Blatt löst sich in seinem Kommentar von dem historischen Ereignis und verweist auf Probleme der Gegenwart: "Dieser Schwung verpufft heute in Gerechtigkeitsdebatten, die sich allerdings nicht an den Spätfolgen der Einheit entzünden, sondern an denen der Globalisierung. Die konnte ihren Siegeszug allerdings erst beginnen, als der Eiserne Vorhang zerbröselt war. Neue Mauern nimmt zu Recht Kanzlerin Merkel ins Visier: Nationalstaatliche Kleingeistigkeit, die globale Antworten auf die globale Herausforderung des Klimawandels verhindert."

Der Wiesbadener Kurier thematisiert die internationale Stellung der Bundesrepublik 20 Jahre nach dem Mauerfall: "Mag auch manches Problem der inneren Einheit noch ungelöst sein, die äußere Einheit ist den Deutschen, ihren Regierungen Kohl, Schröder und Merkel geglückt. Weder großmächtige Alleingänge noch instabile Orientierungslosigkeit müssen die großen und kleinen Staaten Europas beunruhigen. Fest im westlichen Bündnis und in der europäischen Gemeinschaft verankert, genießt Deutschland international mehr Vertrauen als jemals zuvor in seiner Geschichte."

"Wie begeht man ein solches Erinnerungsdatum?", fragt sich Märkische Oderzeitung und sieht in der Idee, "aus dem 20. Jahrestag des Mauerfalls ein Fest der Freiheit zu machen", einen richtigen Ansatz. "Denn damit wurde die Kraft wieder ins Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt, die einst als Grundströmung alles in Bewegung setzte und im Verlauf eines längeren Prozesses so viel Kraft entwickelte, das ein ganzer Staat hinweggespült wurde. Es war eine Strömung, die nicht eine deutsche Spezialität war, sondern erst im Zusammenfluss aus verschiedenen Quellen - unter anderem auch russischen und polnischen - so machtvoll werden konnte, dass am Ende die ganze Weltordnung neu sortiert werden musste."

Quelle: ntv.de, Zusammengestellt von Nadin Härtwig

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