Wenn ein "Wahlbetrüger" verspricht Es gilt "einzig das Prinzip Hoffnung"
19.11.2009, 21:19 UhrSeine Versprechen kommen einem bekannt vor. Doch die, die Karsai glauben, werden weniger. Der Westen macht "gute Miene zum zwielichten Spiel". Ihm bleibt nichts anderes übrig.
Die Leipziger Volkszeitung erinnert daran, dass Hamid Karsai schon bei seiner ersten Amtseinführung die Bekämpfung des Drogenhandels und der Korruption versprach. "Doch diejenigen, die gewillt sind, dem afghanischen Präsidenten zu glauben, werden immer weniger. Schließlich gelangten unter seiner Amtszeit sowohl die Korruption als auch der Mohn zu neuer Blüte. Zudem kleben an seiner Wiederwahl dicke Fragezeichen." So sei Clinton und Westerwelle nichts weiter übrig geblieben, "als gute Miene zum zwielichtigen Spiel zu machen". Denn einen Besseren hätten sie nicht und "müssten ansonsten eigene Versäumnisse und verfehlte Zielstellungen eingestehen". "So gilt auch bei Karsais ehrgeizigen Zielen, dass das Land in fünf Jahren die Verantwortung für die eigene Sicherheit übernehmen kann und auf demokratischen Füßen stehe, einzig das Prinzip Hoffnung. Schließlich soll dies das ersehnte Ticket für den geordneten Rückzug sein."
Auch die Landeszeitung spricht von einem "Déjàvu-Erlebnis": "Nach seinem Amtseid auf die zweite Präsidentschaft versprach Karsai genau wie schon 2004 einen Kampf gegen den Drogenhandel, gegen Korruption und für die Einheit seines Landes. Doch unter seiner Führung wurde Afghanistan zum weltgrößten Produzenten von Rohopium, stieg zum korruptesten Staat nach Somalia auf und ist weiter von Frieden entfernt denn je", resümiert das Blatt aus Lüneburg. "Die Einberufung der Loja Dschirga verschafft Karsai allenfalls etwas Luft." Letztlich müsse er "eine Gratwanderung wagen": Er brauche die Hilfe des Westens, müsse aber auch auf die Taliban zugehen. "Sonst wird sein Land nicht zur Ruhe kommen."
Das Düsseldorfer Handelsblatt macht hinter dem Verhalten des Westens "eine Strategie aus Zuckerbrot und Peitsche" aus: "Hamid Karsai duldet Korruption, trifft Absprachen mit Warlords und unternimmt zu wenig gegen den Drogenhandel und die Taliban. Deshalb ist der Westen verärgert über den afghanischen Präsidenten, sieht in ihm und seiner Regierung inzwischen einen hoffnungslosen Fall und überlegt, wie man trotz Karsai Afghanistan noch retten kann." Dafür sei dem Westen diese Strategie eingefallen. "Das Zuckerbrot sind warme Worte und weiterhin viel Geld. Die Peitsche sind die kaum verhüllte Drohung eines Truppenabzugs und der offene Versuch, Karsai zu umgehen und direkt auf die Provinzfürsten Einfluss zu nehmen." Dem Blatt kommt das bekannt vor: "Solche Methoden wurden in der Vergangenheit schon häufiger angewendet, zuletzt im Irak."
Der Mannheimer Morgen greift Karsai hart an: "Kaum ein Politiker verspricht wie Karsai den Himmel auf Erden, ohne mit der Wimper zu zucken. Und obwohl jeder weiß, dass Karsai nur Märchen erzählt, will ihn zum Beispiel der deutsche Außenminister Guido Westerwelle jetzt beim Wort nehmen. Den Versprechungen, das verlangen auch die USA, müssen Taten folgen. Doch Wahlbetrüger Karsai hat gar nicht die Autorität, um seine Pläne durchsetzen zu können. Das Friedensangebot an die Taliban, der Glaube, er könne mit der Einberufung der nationalen Ratsversammlung (Loja Dschirga) den Krieg beenden alles Fantastereien eines Politikers, der an Realitätsverlust leidet."
Quelle: ntv.de, Zusammengestellt von Nadin Härtwig