Pressestimmen

Hollande legt sich mit der EU-Kommission an "Geht's noch?"

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In Paris treffen sich Kanzlerin Merkel und der französische Staatschef Hollande. In den deutschen Tageszeitungen wird derweil vor allem über die Kritik diskutiert, die der französische Präsident an der EU-Kommission geübt hat. Die Kommentatoren sind durchweg empört und fordern, dass Hollande sich zusammenreißen soll.

In Paris treffen sich Kanzlerin Angela Merkel und der französische Staatschef Francois Hollande. In den deutschen Tageszeitungen wird derweil vor allem über die Kritik diskutiert, die der französische Präsident an der EU-Kommission geübt hat. Die Kommentatoren sind durchweg empört und fordern, dass Hollande sich zusammenreißen soll.

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(Foto: dpa)

"Immer wenn es ungemütlich wird, geht es in der Eurozone nur noch um nationale Interessen", beklagt das Flensburger Tageblatt. Dies sei im Falle Frankreichs ein "fatales Signal". Das Blatt meint: "Wenn jetzt auch Frankreich beim Sparwillen auf Zeit spielt und Reformen verwässert, droht schnell eine Kernschmelze der gesamten Eurozone. Warum sollen sich kleinere Länder dem europäischen Spardiktat unterwerfen, wenn nicht einmal die Protagonisten sich daran halten?" Eine Währungszone, in der "die Spielregeln konsequent ignoriert werden und jedes Mitgliedsland im Zweifelsfall seine eigene Suppe kocht", hält es für wenig wertvoll: "Nationaler Egoismus ist die größte Gefahr für die europäische Idee des Zusammenwachsens."

Für die Leipziger Volkszeitung ist klar: "Da spricht der verletzte Stolz der großen Nation, die gerade dabei ist, den Anschluss an die Spitze zu verlieren." Politik aus verletzter Eitelkeit könne Frankreich aktuell allerdings garnicht gebrauchen. Der Besuch der Kanzlerin als pragmatische Handlungsreisende in Sachen Euro-Krise komme da genau recht: "Ziemlich beste Freunde werden Angela Merkel und François Hollande sicher nicht mehr werden. Aber im Interesse einer starken deutsch-französischen Achse gibt es immerhin wieder gemeinsame Ziele. Noch klingt vieles schwammig, es ist aber der richtige Versuch, vor dem nächsten EU-Gipfel Entschlossenheit zu zeigen."

Die Frankfurter Allgemeine Zeitung meint, als Präsident entpuppe sich der "Synthesenkünstler" immer mehr als Meister der Doppelzüngigkeit. "Auf der europäischen Bühne beschwört er Reformbereitschaft und haushälterischen Ernst, aber daheim verbittet er sich die Ratschläge der EU-Kommission. In Leipzig lobt er den Reformmut Gerhard Schröders, in Paris will er von dessen Programm nichts wissen."Das könne auf Dauer nicht gutgehen, meint die Zeitung. Hollande müsse als verlässlicher Partner auftreten und auch so wahrgenommen werden, nur dann könne seine "europäische Offensive" Erfolg haben. Das wisse er auch. Allerdings glaube er offenbar, dass er ohne die EU-Kommission vorangehen könne.

Dass Hollande über Spardiktate klagt, belegt für die Neue Osnarbrücker Zeitung einen "besorgniserregenden Verfall der Sitten in der EU". Für sie präsentieren sich die Europäer als "disziplinloser und lernschwacher Haufen". Der französische Präsident, so schreibt sie, hätte eigentlich Grund, sich für die zusätzliche Zeit zum Abbau der Staatsdefizite bei der EU zu bedanken. Stattdessen hole er zu "rüden Attacken" gegen die EU-Kommission aus: "Geht's noch? Der Stabilitätspakt von Maastricht ist kaum mehr das Papier wert, auf dem er steht."

Dass die 27 EU-Staaten eine Gemeinschaft von Gleichen seien, hat für die Bild Zeitung nie gestimmt. "Denn zwei sind wichtiger als die anderen: Deutschland und Frankreich. Der Haken daran: Der EU, dem Euro können beide nur helfen, wenn sie Klammer sind, nicht Konkurrenz. Wenn sie auf Augenhöhe stehen. Tun sie aber nicht. Und das ist vor allem die Schuld Frankreichs." Staatschef François Hollande packe nicht richtig an, kritisiert sie. "Er lässt die Zeit verrinnen." Die neue deutsch-französische EU-Initiative ändere nichts am eigentlichen Problem. "Deutschland muss Frankreich mit allem Respekt den Spiegel vorhalten. Aber das ist nicht Sache der zweiten Reihe der Berliner Koalition. Es ist Chefsache."

Quelle: ntv.de

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