Mixa gesteht Watsch'n ein "Genug gelogen, Herr Bischof"
16.04.2010, 21:41 UhrDer Augsburger Bischof Mixa räumt ein, in seiner Zeit als Stadtpfarrer möglicherweise Kinder geohrfeigt zu haben. Dieses "Gestammel" entspringt nicht seiner Einsicht, sondern der Kapitulation vor den erdrückenden Fakten, ist die Presse überzeugt und hält den Bischof für nicht mehr glaubwürdig. Für sie gibt es nur eine logische Konsequenz: den Rücktritt von allen Ämtern.
"Gutgläubige mögen Mixas plötzlich einsetzende Erinnerung mit einer Gedächtnislücke erklären", spöttelt der Mannheimer Morgen. "Realisten sehen in dieser unverständlichen Vergesslichkeit den Versuch, nur scheibchenweise die Wahrheit herauszulassen und zugleich zu versuchen, sich mit einer Interpretation von Gewalt zu retten." Das Blatt übt an diesem Verhalten massive Kritik und fordert Mixas Rücktritt: "Eines Bischofs ist dies unwürdig, der katholischen Kirche schadet das nur. Derzeit hätten die Soldaten in Afghanistan den Beistand ihres Militärbischofs dringend nötig. Mixa kommt seinen Anforderungen nicht mehr nach. Er sollte die Konsequenzen ziehen, damit andere diese Lücken schließen."
Für die Südwest Presse ist Mixas Zurückrudern "kein Einlenken aus Einsicht", sondern eine "Kapitulation, weil Fakten erdrückend geworden sind". "Der Kirchenmann hat sich mit seiner Sturheit nicht nur als Gesprächspartner diskreditiert. Er ist auch als Bischof untragbar geworden", urteilt das Blatt aus Ulm und fordert ebenfalls Mixas Abgang: "'Mit welcher Autorität könnte ich künftig noch sprechen', leitete Margot Käßmann ihren Rücktritt an. Man wünschte sich, der weit belastetere Bischof Mixa würde soviel Einsicht besitzen und zurücktreten. Nötig wäre das."
Die Rhein-Zeitung erinnert an vergangene Eriehungspraktiken: "An einem Punkt muss man dem Augsburger Bischof Walter Mixa recht geben: Die eine oder andere Watschn war in den 50er- und 60er-Jahren völlig normal. Doch Mixa soll auch noch in den 90ern zugeschlagen haben bis 1996 war er Stadtpfarrer in Schrobenhausen. Damals 20 Jahre nach der Erziehungsrevolution von 1968 mögen solche Praktiken noch in einigen Familien an der Tagesordnung gewesen sein. Gesellschaftlich waren sie längt verpönt." Entsprechend fällt das Urteil der Zeitung aus Koblenz/Mainz aus: "Dass Mixa jetzt unter dem Druck schwerster Vorwürfe Schläge im Namen des Herrn gesteht, diese aber gleich wieder relativiert, erschüttert die Glaubwürdigkeit des Gottesmannes enorm. Sein Verhalten ist geradezu beispielhaft für das jahrelange Verdrängen von Gewalt und sexuellem Missbrauch durch die katholische Kirche. Mit seinen verharmlosenden Worten schlägt Mixa seinen Opfern erneut ins Gesicht."
"Was soll denn dieses Gestammel: Möglicherweise, eventuell habe es ja Ohrfeigen gegeben, aber doch keine Prügel", fragt sich der Trierische Volksfreund. Und: "Wo, bitteschön, ist da der Unterschied? Wie kann jemand vergessen, dass er Ohrfeigen verteilt hat, obwohl mehrere eidesstattliche Erklärungen vorliegen, die genau das aussagen?" Das Blatt fordert Konsequenzen: "Jetzt bleibt nur der Rücktritt von allen Ämtern und der vollständige Rückzug aus der Öffentlichkeit. Lügen haben bekanntlich nicht nur kurze Beine. Bei moralischen Instanzen, wie Bischöfe sie sein sollen, müssen sie auch zu unmittelbaren Konsequenzen führen. Genug gelogen, Herr Bischof."
Quelle: ntv.de, Zusammengestellt von Nadin Härtwig