Pressestimmen

Drohende Altersarmut "Kürzung war ein Fehler"

Pressestimmen.jpg

Viele alte Menschen müssen zum Sozialamt, weil ihre Rente nicht reicht. Nach Angaben von Statistikern bekommen so viele Leute Grundsicherung wie noch nie. Ein Skandal, sagen Gewerkschafter. Was sagen die deutschen Tageszeitungen?

Im Alter wird es eng.

Im Alter wird es eng.

(Foto: picture alliance / dpa)

Die Mitteldeutsche Zeitung schreibt: "Die Zahl der über 65-Jährigen, die auf Grundsicherung im Alter angewiesen sind, ist gestiegen - von rund 436.000 im Jahr 2011 auf knapp 465.000 im Jahr 2012. Das mag insgesamt noch nicht dramatisch sein, zeigt aber einen Trend. Kein Wunder wiederum ist, dass derzeit westdeutsche Frauen überproportional von dieser Entwicklung betroffen sind. Viele von ihnen, die jetzt das Rentenalter erreichen, haben nur geringfügig gearbeitet. Doch dieses Bild wird ergänzt werden - sobald das Heer der heutigen Niedriglöhner und Hartz-IV-Empfänger das entsprechende Alter erreicht hat. Dann wird der Osten wieder 'Spitze' sein. Um das Problem zu mildern, bedarf es in erster Linie gar keiner weiteren Rentenreform. Viel wichtiger wäre eine solide Arbeitsmarktpolitik."

Der Reutlinger General-Anzeiger meint: "Immer mehr Senioren sind arm. Ihre Rente reicht nicht zum Leben - das ist bitter. Bereits heute zeigt sich, dass es ein Fehler war, das Rentenniveau drastisch zu kürzen und dafür die Riester-Rente einzuführen. Das erste Wetterleuchten dieser Politik wird bereits jetzt sichtbar. Wer wenig verdient, oder eine unterbrochene Erwerbsbiografie vorweist, ist schnell von Altersarmut bedroht. Das Rentensystem bedarf also einer dringenden Korrektur."

Der für seine Region wichtige Nordbayerische Kurier druckt: "So manche einst gut situierte Frau in Westdeutschland, die in jungen Jahren wenig bis nichts in die Rentenkasse einzahlte, hat sich böse verrechnet. 'Meine Frau muss nicht arbeiten gehen' - der Satz war in den Sechzigern mal Ausdruck neu gewonnen Wohlstands, und viele Familien - heute kaum noch vorstellbar - waren stolz, dass Frauen sich ganz dem Haushalt und den Kindern widmeten. Jetzt fallen diese Frauen durch das Raster des Rentenrechts. Zur Wahrheit gehört auch: Diese Löcher im Rentenrecht werden immer größer werden, selbst wenn eine große Koalition Mütterrenten für alle und Mindestlöhne durchsetzen wird. Nicht einmal ein ganzes (sozialversicherungspflichtiges) Arbeitsleben wird eine Rente garantieren, von der man im Alter würdig leben kann."

Der Mannheimer Morgen gibt zu bedenken: "Die Koalitionsverhandlungen wären ein Anlass, endlich einen Einstieg in die Reformen zu beschließen. Selbst dies wäre nur ein kurzfristiger Ansatz. Denn die künftige Gesellschaft der Alten wird gespalten sein. Es wird eine Mehrheit geben, die in jeder Hinsicht gut ausgestattet ist. Und es wird eine starke Minderheit geben, die am Rande des Existenzminimums herumkrebst. Das stellt auch die Kommunen vor gewaltige Aufgaben, wenn allen Menschen die Teilhabe am öffentlichen Leben ermöglicht werden soll."

Die norddeutsche Nordsee-Zeitung schreibt: "Altersarmut ist in Deutschland nicht nur eine statistische Größe, sie ist schändliche Realität. Sichtbar für jeden, der offenen Auges durch die Straßen geht. Und sie wächst, wie die neuen Zahlen des Statistischen Bundesamts belegen: Noch nie erhielten so viele Alte Grundsicherung wie im vergangenen Jahr. Die versteckte Armut derjenigen, die sich aus Unwissen oder Scham nicht trauen, einen Antrag zu stellen, ist dabei noch gar nicht erfasst."

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen