Ausschluss bei den Freien Wählern "Pauli ist nicht politikfähig"
16.06.2009, 21:16 UhrDie ehemalige CSU-Politikerin und "Stoiber-Mörderin" Gabriele Pauli ist von den Freien Wählern ausgeschlossen worden. Die Presse unterstellt ihr Selbstüberschätzung und einen zu starken Drang nach Aufmerksamkeit. Doch Politik sei keine Show, heißt es.
Die ehemalige CSU-Politikerin und "Stoiber-Mörderin" Gabriele Pauli ist aus der bayerischen Landtagsfraktion der Freien Wähler ausgeschlossen worden. Die Presse unterstellt ihr Selbstüberschätzung und einen zu starken Drang nach Aufmerksamkeit. Doch Politik sei keine Show, heißt es.
"Die Frau ist nicht zu halten", schreibt die Thüringer Allgemeine und vermutet bei Gabriele Pauli einen so starken Veränderungsdrang nach 30 Jahren in der CSU, "dass die Halbwertzeit für ein politisches Heimatgefühl auf Monate zusammenschmilzt". Das Blatt aus Erfurt erinnert an die erfolgreiche Rebellion der Fürther Landrätin gegen CSU-Chef Edmund Stoiber, ihre Reaktion auf die "nicht wenigen 'Pauli-raus'-Rufer von der Parteibasis", die sie "mit Lack-und-Leder-Fotos auf einem Hochglanzmagazin" konterte. "Als ihr dann, nicht ganz unerwartet, zum CSU-Parteivorsitz doch etliche Stimmen fehlten, führte Pauli eben die Freien Wähler zu einem fulminanten Sieg bei den Landtagswahlen. Doch in den Niederungen der Parlamentsarbeit wird die Luft für bunte Vögel dünn. Auch Frau Pauli musste lernen, dass Freie Wähler nicht für Freie Auswahl stehen."
Für die Badischen Neueste Nachrichten ist Paulis Selbstüberschätzung schuld an dem Zerwürfnis mit den Freien Wählern. Pauli glaube, sie könne bei der Bundestagwahl mit einer eigenen Partei antreten, habe aber "kein Programm, keine Basis, nicht einmal den Ansatz einer Parteistruktur, kein Geld und den Termin 29. Juni als Anmeldefrist für die Bundestagswahl im Nacken", schreibt das Blatt aus Karlsruhe. "Was Pauli antreibt? Wahrscheinlich ist sie zum Blitzlicht-Junkie geworden, die ohne öffentliche Aufmerksamkeit nicht mehr sein kann. Eigentlich müsste ein guter Freund - wenn sie den noch hat - ihr mal sagen, dass es vorbei ist. Bevor es menschlich tragisch wird."
"Gabriele Pauli möchte gern die Yes-I-Can-Frau der deutschen Politik sein. Jetzt ist ihr auch die Bühne der Freien Wähler zu klein geworden", kommentiert die Leipziger Volkszeitung. Ihr Bestreben, mit einer Blitz-Parteigründung in den Bundestag einzuziehen, sei eine "Mischung aus Selbstbewusstsein und Selbstdarstellung". "Aber selbst für eine Motorrad-Lady wie sie dürfte es schwer sein, in rasantem Tempo eine Partei mit Programm, Satzung und genügend Mitgliedern auf die Beine zu stellen." Zwar habe sich Pauli "als angriffslustige Querdenkerin der CSU und als Macho-Schreck viele Sympathien erworben", doch müsse sie aufpassen, "dass sie durch ihre Selbstinszenierung nicht jeden Kredit verspielt". "Politik ist keine Show. Das müsste die langjährige Landrätin eigentlich wissen. Insofern darf man neugierig sein auf die Inhalte der Pauli-I-Can-Partei."
Die Südwest Presse aus Ulm drückt es "krass" aus: "Gabriele Pauli ist nicht politikfähig, weil Politik heute vor allem in der Organisation von Mehrheiten besteht, Frau Pauli aber jegliche Team- und Kompromissfähigkeit abgeht. Die heißblütige Fränkin wird nun wohl zur losen Kanone an Deck des Maximilianeums. Eine bezahlte, laute, aber wirkungslose Abgeordnete. Den größten Folgeschaden haben die Freien Wähler. Sie drohen im Rennen mit einer wiedererstarkenden CSU nicht nur bei der nächsten Landtagswahl wieder im Abseits zu landen, sondern sie werden am Pauli-Exkurs auch als anerkannte kommunalpolitische Kraft jenseits der etablierten Parteien Schaden nehmen. Die Mahner aus Baden-Württemberg, die das Antreten der Freien Wähler bei Landtagswahlen strikt abgelehnt haben, müssen sich jetzt bestätigt sehen: Ihre Marke hat Kratzer im Lack bekommen."
"Sie haben sich ja gern mit ihr geschmückt, mit der Stoiber-Mörderin. Sie haben ihr bekanntestes Mitglied mit der Spitzenkandidatur für die Europawahl geziert", schreiben Straubinger Tagblatt/Landshuter Zeitung. Aber viel Freude hätten die Freien Wähler mit ihrem Star Gabriele Pauli nicht gehabt. Das Blatt vergleicht Paulis Ausflug zu den Freien Wählern mit einer Sternschnuppe, und "die ist verglüht". "Dass ihr Fraktionsmitglied eine Partei gründen und mit ihr in den Wahlkampf zum Bundestag ziehen will, war den Vertretern der Freien Wähler im Bayerischen Landtag zu viel. Der Ausschluss aus der Fraktion war vorhersehbar weil unvermeidlich."
Zusammengestellt von Nadin Härtwig
Quelle: ntv.de