Pressestimmen

DFL-Sicherheitskonzept verabschiedet "Politik vorerst ruhiggestellt"

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(Foto: REUTERS)

Die Reaktionen auf die von der Vollversammlung der Deutschen Fußball Liga (DFL) getroffenen Entscheidung zum neuen Sicherheitskonzept "Stadionerlebnis" sind gespalten. Während Polizeigewerkschaften die Verabschiedung des DFL-Sicherheitskonzepts begrüßen, drohen Fans mit neuen Protesten. Sogar ein Boykott eines kompletten Bundesliga-Spieltags scheint möglich. Die deutschen Tageszeitungen diskutieren über fehlende Fanbeteiligung, zurückhaltende Politiker und allzu viel Aufgeregtheit.

Fußballfans protestieren vor dem Tagungshotel in Frankfurt, in dem die 36 Profi-Fußballclubs über das neue Sicherheitskonzept entscheiden.

Fußballfans protestieren vor dem Tagungshotel in Frankfurt, in dem die 36 Profi-Fußballclubs über das neue Sicherheitskonzept entscheiden.

(Foto: dpa)

"Die Profi-Fußballvereine sind kommerzielle Großveranstalter", schreibt die Frankfurter Allgemeine Zeitung und fügt hinzu, sie nähmen Kräfte der Polizei in einem Maße in Anspruch, dass man meinen könne Gorleben sei überall. Die Politik scheue sich, die Vereine zur Kasse zu bitten: "Wenn sie wollten, könnten sie es (.). Die Vereine müssten dann sehr schnell erkennen, dass es einen Preis für die Stimmung im Stadion und das Engagement der Ultra-Fans gibt: Sie müssten sich stärker um ihre "Schmuddelkinder" (Sigmar Gabriel) kümmern als jetzt. Aus der Fankultur der Ultras droht ansonsten ein Sektierertum zu werden, das so tut, als sei es eine Zumutung, gewissen zivilisatorischen Regeln zu gehorchen."

Die Nürnberger Zeitung fordert, die Fans stärker in die Debatte einzubinden: "Die Vereine wären gut beraten, weiterhin den Dialog mit ihrem Anhang zu suchen, präventive Basisarbeit zu leisten und das Konzept mit Augenmaß und Fingerspitzengefühl umzusetzen. Der Fußball braucht eine lebendige, kreative Fan-Szene - aber er hat auch das Recht, Randalierern, Rassisten und Pyromanen die Rote Karte zu zeigen."

"Die Profivereine sehen ihre Fans in erster Linie als Sicherheitsrisiko, über das sie dringend reden müssen. Mit ihnen wollen sie aber nicht reden", kritisiert die Frankfurter Rundschau den Umgang der Vereine mit ihren Fans. Dies stelle ein Armutszeugnis dar, wenn man bedenke, dass es die Stimmung in den Fankurven ist, die einen großen Teil des Reizes der Bundesliga ausmache. Es wäre fairer gewesen, so die Zeitung weiter, "wenn die Deutsche Fußball-Liga am Mittwoch nicht über das Konzept abgestimmt hätte. Wenn sie eine neue Kommission gebildet hätte, eine Kommission mit Fan-Vertretern, die ein neues Sicherheitspapier entwirft."

Der Mannheimer Morgen kommentiert, dass mit der Verabschiedung des neuen Sicherheitskonzepts das wichtigste gelungen sei: "Die Politik ist vorerst ruhiggestellt." Es gelte nun jedoch, "die Fans einzufangen. Die sind nämlich - den gestrigen Kommentaren zufolge - auf dem Weg, es den Vertretern der Politik gleichzutun und das Maß zu verlieren." Vor allem sei es wichtig, so die Zeitung abschließend, die Nerven zu behalten: "Unaufgeregtheit (ist) jetzt doch der einzige Weg, zu einem praktikablen Ergebnis zu kommen. Schon viele Wochen lang haben die Vertreter der DFL ganz offen ihren Fehler bereut, die Fans bei der Ausarbeitung des Konzepts nicht genügend einbezogen zu haben. Nun liegt es an diesen, aus ihrer Schmoll-Ecke herauszukommen und im konstruktiven Dialog an der gemäßigten Umsetzung des Papiers zu arbeiten."

"Brauchte Fußball-Deutschland dieses Zeichen", fragt die Mitteldeutsche Zeitung und antwortet: "Natürlich! Angesichts sich beinahe wöchentlich wiederholender Gewalt-Exzesse oder gefährlichen Pyro-Spuks müssen Mittel gesucht werden, die Unbelehrbaren zur Räson zu bringen." Zu der Frage ob das neue Sicherheitskonzept auch Wirkung zeigen werde, bemerkt die Zeitung: " Eher nicht! Zum einen wird vieles aus dem Papier schon praktiziert. Und die Erfahrung lehrt: Diejenigen Chaoten, die auf Krawall aus sind, die verbotene Pyrotechnik in die Stadien schmuggeln, lassen sich auch von möglichen Ganzkörperkontrollen vor den Eingängen nicht abschrecken. Und Massenschlägereien finden sowieso fast ausschließlich vor den Stadion-Toren statt. Dort wiederum ist die Polizei für Sicherheit zuständig."

Quelle: ntv.de

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