Pressestimmen

Internationale Hilfe für Pakistan Staatliche Stabilität steht auf dem Spiel

Essen, Trinken, Medikamente, Zelte: Die Pakistaner brauchen dringend Hilfe.

Essen, Trinken, Medikamente, Zelte: Die Pakistaner brauchen dringend Hilfe.

(Foto: REUTERS)

Die Taliban fordert von Islamabad, das auszuschlagen, was im Flutgebiet so dringend benötigt wird: Hilfsgüter der westlichen Welt. Während 16 Millionen Menschen vergeblich auf Unterstützung warten, nutzen extremistische Islamisten die Katastrophe als Gelegenheit, die staatliche Stabilität Pakistans weiter zu untergraben und ihre archaisch-autoritäre Machtsphäre auszuweiten.

Während die UN vor einer "zweiten Welle des Todes" warnen, ignorieren die Taliban "das Leid ihrer Landsleute und Glaubensbrüder". Vielmehr noch, so die Landeszeitung: Sie "fordern, dass Pakistan die internationale Fluthilfe ausschlägt". Das scheine auf den ersten Blick "wie ein Zeichen der Schwäche. Schließlich stieg auch nach dem Erdbeben in Kaschmir 2005 das Ansehen der Länder, die angesichts von zehntausenden Toten Hilfe organisiert hatte." Doch der zweite Blick verrate mehr, meint das Blatt weiter: Dieser Zynismus der Islamisten sei "ein Zeichen der Stärke (…), er zeigt, wie weit die Flut die ohnehin wackligen Fundamente Pakistans unterspült hat. Denn längst füllen die Gotteskrieger das Handlungsvakuum, das die überforderte Regierung hinterlässt." Der Westen müsse schnelle und effektive Unterstützung leisten, wenn er den sechstbevölkerungsreichsten Staat der Welt nicht den Taliban oder einer Militärjunta überlassen will.

"Pakistan droht diesen neuen Krieg zu verlieren, wenn der Westen nicht massiv und zügig hilft", konstatieren Lübecker Nachrichten. Denn die Taliban seien "keine hinterwäldlerischen Gotteskrieger. Sie sind straff organisiert und haben von ihren arabischen Seelenverwandten, der Hamas und Hisbollah, gelernt, dass neben der Militanz ebenso das soziale Engagement über politischen Erfolg oder Misserfolg bestimmt." Am Schicksal Mussarat Khans entscheide sich, wohin Weg Pakistans Weg in Zukunft führe: "Hin zu einem Land, in dem die Taliban gefährliche Außenseiter im Grenzgebiet zu Afghanistan bleiben oder zu einem Land, das zwischen Staatsbankrott, Instabilität und Terror aufgerieben wird."

Auch die Frankfurter Rundschau macht die Taliban als die eigentliche Gefahr des Landes aus, "auch wenn sie sich jetzt den Anstrich frommer Retter in der Not geben". Ihre an Islamabad gestellte Forderung, offenbare "ihre Katastrophenhilfe als das, was sie eigentlich ist: als Mittel zum Zweck, ihre archaisch-autoritäre Machtsphäre auszuweiten, nicht mehr". Ein Wettlauf der der Helfer habe damit in Pakistan begonnen, den das Blatt als "ein Wettlauf zweier Systeme" charakterisiert. "Auf dem Spiel steht der Rest an staatlicher Stabilität und demokratischer Verfasstheit, über den Pakistan derzeit noch verfügt, mit anderen Worten: das Überleben des Staatsgebildes selbst."

Quelle: ntv.de, Zusammengestellt von Julia Kreutziger

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen