Althaus wechselt in die Wirtschaft "Ungenierter geht es nicht"
29.01.2010, 21:13 UhrDer frühere thüringische Ministerpräsident Dieter Althaus übernimmt einen Managerposten beim Automobilzulieferer Magna. Sein Landtagsmandat legt er Ende April nieder.
"Ist der Ruf erst ruiniert (...)": Die Presse übt aufs Schärfste Kritik an diesem Wechsel in die Wirtschaft - vor allem vor dem Hintergrund, dass Althaus als Regierungschef eng mit Magna zu tun hatte. Dies sei eine Bedrohung für die "demokratische Hygiene" und "moralisch anrüchig".

"Politische Bruchlandungen führen nicht automatisch zum Aus": Dieter Althaus geht zu Magna.
(Foto: AP)
"Es ist alles andere, nur keine Überraschung mehr. Thüringens Ex-Ministerpräsident Dieter Althaus wechselt die Fronten. Statt politische Detail-Arbeit als einfacher Otto-Normal-Parlamentarier zu leisten, geht er jetzt für den Autozulieferer Magna die Klinken als Lobbyist putzen", schreibt die Leipziger Volkszeitung. Menschlich nachvollziehbar sei, "dass Althaus nach einer unheilvollen, durch ihn mitverschuldeten Verkettung politischer und persönlicher Tragödien für sich eine neue Herausforderung sucht". Doch seinem Wechsel hafte auch ein Geschmäckle an: "Dass ausgerechnet jener Autokonzern sein neuer und sicher sehr gut bezahlender Arbeitgeber wird, mit dem Althaus als Politiker noch selbst intensiv verhandelt hat, ist moralisch anrüchig. Auch wenn juristisch, wie im Fall der FDP-Großspende, nichts dagegen eingewendet werden kann."
Den Wechsel in einem Konzern, mit dem Althaus als Politiker verhandelt hat, kritisiert auch die Frankfurter Rundschau aufs Schärfste: "Und ist der Ruf erst ruiniert, dann, ja dann lebt es sich erstens völlig ungeniert. Zweitens wechselt man schwupps die Seite und wird Vizepräsident eines bedeutenden Autozulieferers, eines Unternehmens, mit dem man Monate zuvor als Regierungschef eng zu tun hatte. Und bleibt drittens, Geld hat nie gestunken, auch noch ein paar Monate Abgeordneter des Erfurter Landtags. Ungenierter geht es nicht. Der Thüringer Dieter Althaus verhält sich nach seiner Regierungszeit keinen Deut anders als vorher, nämlich schamlos."
Die Berliner Zeitung zeigt sich angesichts der Althaus-Pläne beunruhigt: "Der Magna-Vorstandsvorsitzende und künftige Chef von Dieter Althaus hat die Vorzüge des neuen Mitarbeiters mit den Worten beschrieben: Es ist erfreulich, wenn Politiker ihre exzellenten Kontakte und Erfahrungen nach der aktiven Zeit der Wirtschaft zur Verfügung stellen. Für die demokratische Hygiene in diesem Land ist das jedoch keineswegs erfreulich, sondern eine massive Bedrohung. Wes Brot ich ess, des Lied ich sing ist nicht nur Gemeinplatz, sondern ein Erfahrungssatz. Und der Verdacht, Politiker könnten schon in ihrer aktiven Zeit das Lied des künftigen Brötchengebers anstimmen, um ihr Gnadenbrot nicht zu gefährden, ist zu naheliegend, um nicht gedacht zu werden. Jeder weiß es. Aber niemand stört sich mehr daran."
Die Dithmarsche Landeszeitung stellt heraus, dass Althaus mit seinem Wechsel in die Wirtschaft kein Einzelfall ist: "Er befindet sich in guter Gesellschaft. Unter anderem mit Gerhard Schröder, der zur russischen Gazprom ging, und Wolfgang Clement, der einen Job in der Energiewirtschaft erhielt." Allerdings, so das Blatt aus Heide, werde an Dieter Althaus einmal mehr deutlich: "Politische Bruchlandungen führen nicht automatisch zum Aus. Sie zahlen sich vielmehr häufig in barer Münze aus."
Quelle: ntv.de, Zusammengestellt von Nadin Härtwig