Pressestimmen

Hilfe für Griechenland "Von wegen: gemeinsam stark"

Das hoch verschuldete Griechenland stellt die Euro-Länder vor eine große Aufgabe, denn "die nächsten europäischen Sorgenkinder stehen bereits Schlange", schreibt n-tv.de. Wie geht man mit einer möglichen Staatspleite um? Auch die Presse diskutiert Hilfsaktionen und deren Auswirkungen auf die Europäische Gemeinschaft.

"Das Monster Kapitalismus" hat zugeschlagen.

"Das Monster Kapitalismus" hat zugeschlagen.

(Foto: dpa)

"Wird Griechenland mit Krediten oder anderen Hilfszahlungen aus der Patsche geholfen, schafft die EU einen gefährlichen Präzedenzfall", findet die Mittelbayerische Zeitung (Regensburg), denn "andere Länder, die ebenfalls hohe Schulden haben, könnten darauf pochen, auch von der Union gerettet zu werden. Wie sollen Staaten wie Portugal, Spanien oder Irland noch zum vernünftigen Wirtschaften motiviert werden?" Allerdings sei die Option, Athen nicht zu helfen die weitaus "schlechtere Variante".

"Es ist richtig und nötig, dass die Regierungschefs mit einer Nothilfe-Zusage endlich den Spekulationen etwas entgegengesetzt haben." Den Einspruch aber, dass sich damit andere Regierungen eingeladen fühlten, nicht mehr sparsam zu haushalten, hält die Kölnische Rundschau für "Unfug". Der Grund: "Die EU-Regierungen drohen der Athener Regierung mit nichts geringerem als politischer Enteignung, falls es Zweifel am Sparkurs gibt. Gewiss, mancher Bundesbürger, der demnächst bis 67 malochen muss, mag es als ungerecht empfinden, wenn er einem Land beispringen muss, in dem viele Arbeitnehmer dagegen protestieren, dass der Renteneintritt auf 63 hoch gesetzt wird." Wenn Europa Griechenland aber jede Hilfe untersagte, "wäre ein zweites Beben à la Lehman nicht auszuschließen."

"Natürlich sind die Griechen an ihrer Misere erstmal selbst schuld", stellt die Ostsee-Zeitung (Rostock) fest. "Der Staat war für viele von ihnen wie eine Kuh im Himmel, die auf Erden gemolken wurde. Schon Goethe sagte etwas neidvoll: 'Unter allen Völkerschaften haben die Griechen den Traum des Lebens am schönsten geträumt.' Doch dieser Traum ist ausgeträumt. Die sozialen Einschnitte werden jetzt umso tiefer und schmerzvoller sein: Löhne werden fallen, Steuern steigen, Renten sinken." Für das Blatt ist die Griechenland-Krise "mehr als nur der Ausdruck nationalen Versagens. Sie ist Symptom für Fehlkonstruktionen innerhalb der Europäischen Union. Der einst so gefeierte Stabilitätspakt hat sich als Schönwetter-Vertrag erwiesen. Jetzt, in der rauen See der globalen Weltwirtschaftskrise, in der die Mehrheit der Euro-Länder ohnehin gegen ihn verstößt, sind Brüssels Sanktionsmöglichkeiten ein Witz."

Die Recklinghäuser Zeitung (Marl) zieht ein trauriges Fazit für die europäische Gemeinschaft: "Jetzt Griechenland, dann Portugal, Spanien, Irland. .., das bittere Ende der Eu(ro)phorie scheint gekommen. Nach den guten Jahren, die es allerdings auch nicht wirklich waren, kommen nun die mageren. Von wegen 'Gemeinsam sind wir stark'. Auch Euroland gehorcht dem Gesetz der Kette, die nur so stark ist wie ihr schwächstes Glied."

Quelle: ntv.de, Zusammengestellt von Katja Sembritzki

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