Pressestimmen

Flug-Drehkreuz Berlin nicht startklar "Was für eine Blamage"

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Der Paukenschlag kommt nur wenige Tage vor der Eröffnung: Der neue Großflughafen Berlin-Brandenburg ist noch nicht einsatzbereit. Probleme mit dem Brandschutz sind schuld. Die Presse reagiert mit Witz, aber auch mit bitterböser Häme. Einig sind sich eigentlich alle: Die kurzfristige Verschiebung ist alles andere als ein Ruhmesblatt für die Politik.

Die nötige Verschiebung des Starttermins für den Flughafen ist ein gefundenes Fressen für den in Berlin erscheinenden Tagesspiegel. Der Kommentator bedauert zwar die Unsicherheit für die Reisenden, findet denn aber doch einen ironischen Zugang zu der Tragödie: "Selbst bei einer pünktlichen Eröffnung des Flughafens - wäre man überhaupt mit der S-Bahn dort hingekommen? Erfahrungsgemäß wohl kaum. Für alle Fälle steht Fernreisenden immerhin die famose Deutsche Bahn bereit, vorausgesetzt, der Sommer wird nicht zu heiß und die Klimaanlagen halten durch. Das Auto ist eine zweite Option, vorausgesetzt, man übersteht die Dauerbaustelle auf der Avus. Aber wenn es auf der Welt eine Millionenstadt gibt, die es erträgt, von der Außenwelt abgeriegelt zu sein, dann doch wohl Berlin, die Heldenstadt der Berlin-Blockade."

Wie zu erwarten etwas ernster betrachtet die Frankfurter Allgemeine Zeitung die Chose. Sie urteilt, dass "der 8. Mai 2012 als dunkler Tag in die Berliner Flughafengeschichte eingehen" wird.  "Nun bleibt die Baustelle. Für die Flughafenmanager ist das ein Debakel. Selbst eine nur kurze Verzögerung dürfte viel, viel Geld kosten", mahnt das Blatt

Die Berliner Zeitung versucht der "Blamage" etwas Positives abzugewinnen. Denn vielleicht sei das Debakel ja "heilsam". "Für Berliner ist ein Berlin, das weniger aufschneiderisch, weniger arrogant, weniger selbstherrlich daherkommt sympathischer. Also sollen sich Klaus Wowereit und Matthias Platzeck ruhig eine Weile schämen vor der Welt und vor den Berlinern. Sie haben den Weltstadt-Drehkreuz-Internationaler-Flughafen-Parolen nur zu gern geglaubt. Wer weiß, wohin sie diese aufgezwungene Entschleunigung führt."

Fassungslos ruft die Süddeutsche Zeitung aus: "Was für eine Blamage." Nicht etwa die Verzögerung an sich sei so schlimm, die sei angesichts der Komplexität von Funktionsbauten des 21. Jahrhunderts nicht weiter verwunderlich. "Die Peinlichkeit" liege vielmehr in dem späten Zeitpunkt der Bekanntgabe der Verzögerung. "Erst gut drei Wochen vor dem Start soll klar sein, dass ein seit Monaten geplanter Termin nicht zu halten ist? Genauso gut könnte man Passagieren auf der Rollbahn mitteilen, dass ihr Flugzeug leider nicht abheben wird. Das wirft ein sehr schlechtes Licht auf die Manager des Flughafens."

Zur Gelassenheit ruft dagegen die Heilbronner Stimme auf: "Die hyperventilierenden Kritiker sollten sich beruhigen. Denn wohl gerade sie wären es, die sich am lautesten zu Wort meldeten, käme es zu einer für Massen lebensgefährlichen Situation, öffnete das neue Prestigeobjekt ohne die nötigen Schutztechniken." Das Blatt erinnert an den Großbrand am Düsseldorfer Flughafen 1996. "Der Ruf Berlins und des Flughafens in der Welt wären im Notfall ungleich stärker beschädigt als durch die jetzige Verzögerung. Sicherheit geht vor."

Quelle: ntv.de

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