Staatsanwaltschaft schaltet sich ein Wulff "ist und bleibt Mittelmaß"
08.02.2012, 19:45 Uhr
(Foto: REUTERS)
Wieder sorgt Bundespräsident Christian Wulff mit einem Urlaub für Schlagzeilen. Ein befreundeter Unternehmer soll dem Ehepaar Wulff einen Luxus-Tripp nach Sylt zunächst bezahlt haben. Die Staatsanwaltschaft schaltet sich ein. Endlich, findet die Presse, die ansonsten von der "Wulff'schen Schnäppchenjagd" und dem "Übermaß an Mittelmaß" genervt ist.
"Sind die Eskapaden des Christian Wulff einfach nur peinlich? Nein, womöglich sind sie auch kriminell." Das müsse jetzt die Staatsanwaltschaft herausfinden. Für die Aachener Nachrichten ist es nicht nachvollziehbar, warum die Behörde "nicht längst ihrer Pflicht" nachgeht und "Licht in die Grauzone Wulff'scher Schnäppchenjagden" bringt. "Es grenzt an Rechtsbeugung, wenn sich ein Wulff in diesem Staat offenbar Dinge herausnehmen kann, derentwegen ein normaler Beamter längst mehrere Ermittlungsverfahren am Hals hätte."
"Immer mehr Puzzleteile des Hannoveraner Sumpfes kommen zusammen. Ein juristisches Urteil darüber steht noch aus, ob das alles rechtens war und ob Wulff darüber später, auch als Bundespräsident, stets die Wahrheit gesagt hat." Das Urteil der Bürger aber sehen die Nürnberger Nachrichten in den Umfragen deutlich abgebildet: "Fast alle halten Wulff für unehrlich, viele finden ihn aber sympathisch. Nur wem das als Beschreibung für diesen Posten genügt, der wird es ohne Sorgen aushalten, dass wir nun diesen Präsidenten haben, der um jeden Preis im Amt bleiben will."
Die Kieler Nachrichten stellt sich bildlich vor, "wie der Christian mit seiner Bettina abends im Wohnzimmer darüber grübelt, welche Dummheiten sie in den wenigen Jahren ihrer Beziehung schon angehäuft haben. Wie sie sich Vorwürfe machen, weil der eine gewarnt und der andere nicht gehört hat. Angesichts der Kleingeistigkeit, die sich hinter diesen Episoden offenbart, könnte fast schon Mitleid aufkommen - wenn es sich nicht um den formal ersten Mann im Staate handeln würde." Völlig normal findet es die Zeitung, dass die Bürger sich entnervt vom Präsidenten abwenden. "Für die Justiz jedoch darf dies keine Handlungsoption sein. Sie muss ermitteln, ob Wulff als Ministerpräsident bestechlich gewesen ist oder nicht. Auch wenn es nervt."
"Es ist dieses Übermaß an Mittelmaß, das diese Wulff-Affäre so unerträglich macht", findet die tz aus München. Denn "wäre da ein Politiker von Format, der sich gleich zu Beginn der Vorwürfe hingestellt und gesagt hätte: 'Ja, ich habe Privilegien genossen. Aber es ging nicht um millionenschwere Korruption, sondern um Dinge, die andere Bürger auch gerne mitnehmen. Wollt ihr Menschen in der Politik oder Heilige?' Dann hätte daraus eine heilsame Diskussion über Politik und Moral entstehen können." Wulff aber kämen solche Sätze nicht über die Lippen, "er ist und bleibt Mittelmaß - und unser Land muss mit diesem Mittelmaß wohl noch bis zum Ende seiner Amtszeit 2015 leben."
Quelle: ntv.de, zusammengestellt von Katja Sembritzki