Termine beim Facharzt So kommen Kassenpatienten schneller dran
16.03.2016, 08:30 UhrEinen Termin beim Neurologen, Radiologen oder Kardiologen braucht man nicht alle Tage. Wenn doch, muss man aber wochen- oder sogar monatelang darauf warten. Mit einem neuen Terminservice sollen Kassenpatienten schneller zum Zuge kommen. Wie gut klappt das?
Nach einem Fahrradunfall schmerzt das Knie. Um eine Diagnose zu bekommen, sollte jetzt eigentlich so schnell wie möglich eine Magnetresonanztomografie (MRT) durchgeführt werden, doch der nächste Termin ist frühestens in sieben Wochen frei. So lange macht die Behandlung keine Fortschritte. Ein Szenario, das vielen Kassenpatienten so oder ähnlich bekannt vorkommen dürfte. Oft muss man viele Wochen, manchmal sogar Monate warten, um einen Termin beim Facharzt zu bekommen. Bei akuten Fällen winken die Sprechstundenhilfen manchmal schon von vornherein ab. Abhilfe verspricht der neue Terminservice der Kassenärztlichen Vereinigung. "Finanztest" hat sich umgehört, wie gut das Angebot funktioniert.
Seit Ende Januar müssen die Kassenärztlichen Vereinigungen (KV) der einzelnen Länder den Terminservice anbieten. Patienten, die dort anrufen, bekommen innerhalb einer Woche einen Termin beim Facharzt genannt. Auf den sollen sie insgesamt nicht länger als vier Wochen warten. Bei verschiebbaren Routineuntersuchungen und Bagatellerkrankungen darf es aber länger dauern. Wenn partout kein Termin innerhalb der Frist möglich ist, müssen die Interessenten zur ambulanten Behandlung an ein Krankenhaus vermittelt werden.
Nehmen, was kommt
Viel Wahlfreiheit haben die Anrufer bei der Servicestelle nicht. Bevorzugte Wochentage oder Uhrzeiten müssen bei der Terminvergabe nicht berücksichtigt werden. Man kann auch keinen Wunscharzt angeben. Wer etwa unbedingt zu einem bestimmten Orthopäden will, muss sich selbst kümmern. Man muss aber keine Weltreisen in Kauf nehmen. Zwischen Wohnung und Praxis soll die Fahrzeit bei Fachärzten der Grundversorgung höchstens 30 Minuten betragen. Bei spezialisierten Fachärzten, etwa Radiologen oder Humangenetikern, dürfen es 60 Minuten sein. Passt der vorgeschlagene Termin nicht, muss man ihn natürlich auch nicht annehmen.
Für die meisten Ärzte ist eine Überweisung nötig. Nur Termine beim Augenarzt oder Gynäkologen gibt es auch ohne. Was gar nicht vermittelt wird, sind Sprechstunden bei Kinderärzten, Zahnärzten und Kieferorthopäden. Für Psychologen und Psychotherapeuten soll Ende des Jahres ein eigener Terminservice eingerichtet werden.
Neurologen besonders gefragt
Nun sind vier Wochen Wartezeit bei akutem Behandlungsbedarf nicht gerade wenig. In der Praxis kommen die Patienten aber oft schneller zum Zug, wie "Finanztest" erfuhr. In Bremen und Brandenburg liegt die Vermittlungsdauer demnach im Schnitt bei höchstens zwei Wochen, in Niedersachsen bei einer Woche und in Westfalen-Lippe warten die Kranken zwischen zwei und vier Wochen.
Viele Kassenärztliche Vereinigungen konnten keine konkreten Auskünfte geben, weil sie die Daten nicht erheben. Klarer ist das Bild bei den nachgefragten Fachrichtungen. Ganz oben auf der Wunschliste stehen fast überall Sprechstunden bei Neurologen. Auch für Rheumatologen, Radiologen und Kardiologen wird der Service eifrig genutzt.
Wer keinen passenden Termin über die Kassenärztliche Vereinigung bekommt, kann sich auch an die Krankenkasse wenden. Viele Versicherungen helfen ebenfalls bei der Terminsuche. Der Vorteil: Außer für den Radiologen braucht man hier keine Überweisung. Außerdem sind die Hotlines der Kassen meistens länger geschaltet, teilweise sogar rund um die Uhr. Die KVen sind oft nur wenige Stunden am Tag erreichbar. Termine werden bei den Kassen meist innerhalb von ein bis zwei Tagen genannt. Das heißt dann aber nicht, dass man auch früher drankommt. Wartezeiten von drei bis vier Wochen sind auch hier normal.
Quelle: ntv.de, ino