Klimafreundlich mit Abstrichen Vier Veggie-Schnitzel voller Schadstoffe
30.03.2023, 12:31 Uhr
Viele Veggie-Schnitzel kommen geschmacklich gut an das Original heran.
(Foto: imago images/imagebroker)
Vegane und vegetarische Alternativen zu tierischen Produkten werden immer beliebter. Dazu gehören auch Veggie-Schnitzel, die das Original möglichst gut ersetzen sollen. Aber sind die auch gut? Das hat Stiftung Warentest herausgefunden.
Soja, Weizen, Erbsen: Das sind die Basiszutaten der meisten Veggie-Schnitzel. Sie sollen eine klimafreundlichere Alternative zu herkömmlichen Schnitzeln aus Fleisch sein. Die Konsumenten wünschen sich dabei neben guten Zutaten natürlich auch den möglichst originalen Geschmack. Aber ist das auch der Fall?
Im Test von Stiftung Warentest befanden sich 18 Veggie-Schnitzel. Bei 17 Produkten handelte es sich um vegane Schnitzel, zwei davon waren Cordon Bleus mit veganem Schinken und Schmelzscheiben.
Die meisten Veggie-Schnitzel überzeugen geschmacklich
Insgesamt erhielten nur sieben von 18 Veggie-Schnitzeln ein gutes Gesamturteil. Das lag aber nicht am schlechten Geschmack, sondern an der vermehrten Schadstoffbelastung vieler Produkte. Denn geschmacklich konnten die meisten Veggie-Alternativen zum Original eigentlich überzeugen. Besonders die vegetarischen Schnitzel von Rügenwalder schmeckten den Testern besonders gut. Das Mühlen Schnitzel (1,83 Euro pro 100 Gramm) und das Mühlen Cordon Bleu (1,65 Euro) wurden daher gemeinsam zum Testsieger mit der Gesamtnote "gut" gekürt. Wer es günstiger, aber geschmacklich dennoch überzeugend haben möchte, sollte den Testern zufolge auf das Schnitzel von Aldi "mein veggie Tag" (Gesamtnote "gut") für 1,20 Euro pro 100 Gramm setzen. Nicht so gut geschmeckt hat unter anderem das Veggie-Schnitzel von Vantastic Food (Gesamtnote "ausreichend").
Aber woraus bestehen Veggie-Schnitzel nun genau und wie kommt der oft sehr überzeugende Geschmack eigentlich zustande? Zunächst wird das Eiweiß der jeweiligen Basiszutat (Sojabohnen, Erbsen oder Weizen) isoliert und unter der Zugabe von Verdickungsmitteln wie Methylcellulose zu einer Masse verarbeitet, die eine möglichst fleischartige Konsistenz haben soll. Manchmal werden dann Pflanzenfasern, zum Beispiel von Zitrusfrüchten oder Hafer, zugesetzt. Das war im Test bei elf Veggie-Schnitzeln der Fall. Anschließend sorgen Gewürze, Salz und weitere Aromen für den entsprechenden Geschmack.
Gesundheitsschädliche Schadstoffe gefunden
So gut manche Veggie-Schnitzel auch schmecken und das Klima schonen: Man sollte auf jeden Fall sehr genau hinschauen, für welches Produkt man sich entscheidet. Denn in vier der getesteten vegetarischen Schnitzel verstecken sich krebserregende Schadstoffe. Das war zum Beispiel bei denen von Like Meat und Veganz der Fall, die beide das Gesamturteil "befriedigend" erhielten. Hier fanden die Tester hohe Gehalte an 3-MCPD-Estern, die beim Vorfrittieren und Raffination von Ölen entstehen. Sie können im menschlichen Körper zu krebserregendem 3-MCPD umgewandelt werden. Auch fanden die Tester zu hohe Aluminiumgehalte in dem Produkt von Veganz. Zu viel Aluminium im Körper kann Nervenschädigungen hervorrufen. Mineralölkohlenwasserstoffe vom Typ Mosh können sich in den Organen anreichern. Die Veggie-Schnitzel von Vianna (Gesamtnote "ausreichend") beinhalten mehr als 11 Milligramm Mosh pro Kilo. Das ist mehr als der erlaubte Orientierungswert für Veggie-Pfannenprodukte.
Ein weiterer Kritikpunkt bei Veggie-Schnitzeln ist deren oftmals hoher Salz- und Kaloriengehalt. Bis zu 2,4 Gramm Salz enthält ein Produkt. Die empfohlene Tagesmenge an Salz liegt bei nur 6 Gramm. Wer außerdem glaubt, Veggie-Schnitzel wären die bessere Wahl für die Figur liegt ebenso falsch. Die Produkte enthalten meistens mehr Fett als das Schnitzel aus Fleisch, was letztendlich zu einem höheren Kaloriengehalt führt. Das liegt vor allem an der Panade, die beim Vorfrittieren sehr viel Fett aufsaugt. Besonders die Veggie-Schnitzel von Veganz und Planted sind hier Negativbeispiele, da der Panadeanteil bei diesen ganze 50 Prozent ausmacht. Auch enthalten die Veggie-Schnitzel in der Regel weniger Eiweiß als herkömmliche Schnitzel. Auch das Vitamin B12 fehlt. Bei manchen Produkten ist es allerdings zugesetzt, etwa bei Vegetarian Butcher.
Eine gute Wahl sind die Veggie-Schnitzel dennoch, wenn Verbraucher die schadstoffbelasteten Produkte meiden und den Salz- und Kaloriengehalt nicht außer Acht lassen. Denn in puncto Klimaschutz sind sie definitiv die bessere Wahl. Auch ist der Fleischersatz oftmals billiger. Das betrifft zum Beispiel die Veggie-Schnitzel der Eigenmarken Rewe Beste Wahl (0,76 Euro) und Lidl Vermondo (0,56 Euro pro 100 Gramm).
Quelle: ntv.de, imi