Baden-Württemberg "Jede Entschärfung ist anders" – Einblicke in den Einsatz
24.10.2025, 04:03 Uhr
(Foto: --/RP Stuttgart/dpa)
Mit Rohrzange, Hammer und viel Erfahrung: Bombenentschärfer stehen in Rastatt vor einer heiklen Aufgabe. Dort wird am Sonntag ein Blindgänger unschädlich gemacht. Wie läuft so eine Entschärfung ab?
Rastatt (dpa/lsw) - Rastatt bereitet sich nach dem Fund einer Bombe auf einer Schwimmbadbaustelle auf eine große Evakuierungsaktion vor. Rund 3.000 Menschen sind betroffen. Im Anschluss soll der Sprengkörper entschärft werden. Was kommt da auf die Experten des Kampfmittelbeseitigungsdienstes zu?
Wie bereiten sich Bombenentschärfer vor?
Erst einmal macht man sich ein Bild der Lage, sagt Mathias Peterle vom Regierungspräsidium Stuttgart. Er ist schon seit 2015 als Bombenentschärfer tätig, hat dafür eine spezielle Ausbildung durchlaufen und bereits um die 50 Einsätze hinter sich.
Die Bombe nimmt er an diesem Samstag, am Vortag der Entschärfung, mit seinem Team nochmals in Augenschein, legt sie weitgehend frei und reinigt die Zünder. Aus den Konturen der Bombe konnte er bereits ableiten, um welches Modell es sich handeln dürfte.
Wie geht es dann weiter?
Am Sonntag dann soll die Bombe - vermutlich eine amerikanische Fliegerbombe vom Typ GP mit 200 bis 500 Kilogramm Gewicht - ganz freigelegt werden. Die eigentliche Entschärfung beginnt. Peterle macht dies gemeinsam mit einem Kollegen.
Der oder die Zünder befinden sich normalerweise außen am Körper der Bombe. Üblicherweise werde eine Art Rostentferner aufgesprüht, die Zündkette unterbrochen: Der Schlagbolzen, der beim Aufschlagen die sogenannte Übertragungsladung - hochempfindlichen Sprengstoff - aktiviert und das im Bombenkörper liegende Sprengstoff-Gemisch entzünden und zur Explosion bringen könnte, muss außer Gefecht gesetzt und die Zünder entfernt werden. Das machen die Entschärfer händisch - etwa mit einer Rohrzange oder manchmal auch mit einer Eisensäge.
Es gibt auch die Möglichkeit, Zünder ferngesteuert zu entfernen - das werde allerdings nur bei chemischen Bomben gemacht, erläutert der Experte. Darum handelt es sich in Rastatt aber nicht. "GP" steht übrigens für "General Purpose" - es handelt sich also um eine Art Mehrzweckbombe, die von den Amerikanern im Zweiten Weltkrieg vielfach verwendet wurde.
Was sind die Herausforderungen?
Obwohl eine Bombenentschärfung viel Erfahrung verlangt, darf keine Routine aufkommen. "Jede Entschärfung ist anders", betont Peterle. Auch könne es sein, dass der oder die Zünder so beschädigt sind, dass eine Entschärfung zu gefährlich ist und man sprengen muss. Davon gehe er für die jetzt anstehende Entschärfung in Rastatt aber nicht aus.
Auch gebe es sehr viele Arten von Zündern, die seinerzeit verwendet wurden. Er kenne sie jedoch im Grunde alle. "Das Vorgehen bleibt weitgehend gleich."
Was passiert eigentlich nach der Entschärfung mit einer Bombe?
Die wird auf die jeweilige Dienststelle gebracht, dort in Scheiben zersägt und in Feuer hoch erhitzt. Explodieren kann dann nichts mehr, erläutert Peterle: Der Sprengstoff in der Bombe sei ohne die Übertragungsladung und Zünder nicht reaktionsfähig. Bei der Verbrennung der Bombenscheiben tropfe der Sprengstoff heraus wie Wachs und werde dann fachgerecht entsorgt.
Quelle: dpa