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Hessen Neue App für Pendler - Städte kämpfen gegen volle Straßen

(Foto: Silas Stein/dpa)

Eine neue Mifahr-App soll Marburg vom Autoverkehr entlasten. Auch in Frankfurt ist sie bereits im Einsatz, als eins von mehreren Projekten, um das Pendeln nachhaltiger zu gestalten.

Marburg/Frankfurt (dpa/lhe) - Dicht an dicht stehen morgens die Autos auf dem Weg in die Stadt: So läuft auch in Hessen an vielen Stellen der Pendelverkehr zur Arbeit ab. Um ihre Straßen zu entlasten, drehen die Kommunen an verschiedenen Stellschrauben. In Marburg gibt es nun eine App, die Fahrgemeinschaften fördern soll. 

Mehr als 29.000 Menschen pendeln jeden Tag in die mittelhessische Stadt. Viele von ihnen hätten den gleichen Weg und seien zu ähnlichen Uhrzeiten unterwegs, berichtet die Kommune. Jedes Auto sei im Schnitt jedoch nur mit 1,3 Personen besetzt. 

Mit der App des Anbieters Goflux kann man eine Fahrt anbieten oder eine passende finden. So sollen Menschen zusammenfinden, die nicht denselben Arbeitgeber haben und sich nicht kennen. 1.000 kostenfreie Fahrten spendiert die Stadt zum Start.

Mit App nun 2,25 Personen pro Auto unterwegs

Die App ist bereits an anderen Orten im Einsatz, etwa in Frankfurt. Hier setzt die Stadt auf die Zusammenarbeit mit großen Unternehmen, um Fahrgemeinschaften unter deren Beschäftigten zu fördern. Mit im Boot ist unter anderem der Flughafenbetreiber Fraport. 

Die städtische Nahverkehrsorganisation Traffiq spricht von einer schönen Entwicklung: "Über alle Partner wurden im bisherigen Verlauf fast 15.000 Personen per App mitgenommen – bei insgesamt fast 3.500 Registrierten", teilt ein Sprecher mit. Der Besetzungsgrad der Autos mit 2,25 Personen zeige, dass auch Fahrgemeinschaften mit mehr als zwei Personen gebildet würden.

Viele pendeln in Hessen zur Arbeit: 2023 überquerten dabei 2,1 Millionen Menschen die Gemeindegrenzen, wie das Statistische Landesamt berechnet hat. Hauptverkehrsmittel ist weiterhin das Auto, wie die Untersuchung "Mobilität in Deutschland" für das Jahr festgestellt hat.

Die Stadt Frankfurt, in die laut Statistischem Landesamt 2023 rund 463.000 Berufstätige pendelten, versucht auf mehreren Ebenen, den Autoverkehr zu reduzieren. An diesem Donnerstag präsentiert die Mainmetropole gemeinsam mit dem Regionalverband Rhein-Main ein neues Park-and-Ride-Konzept.

Expertin: Zu viele Autos und zu viel Stress 

Nach Einschätzung der Mobilitätsexpertin Melina Stein ist der Pendelverkehr im Rhein-Main-Gebiet derzeit in mehrfacher Hinsicht nicht nachhaltig: zu viel Autoverkehr, zu viel Stress für die Pendlerinnen und Pendler. Menschen zum Umstieg auf andere Verkehrsmittel zu bewegen, ist allerdings nicht so einfach, wie Untersuchungen der Expertin vom Institut für sozial-ökologische Forschung (ISOE) gemeinsam mit Kollegen und Kolleginnen ergeben haben.

Die wenigsten Menschen stiegen auf die Bahn oder das Fahrrad um, weil dies umweltfreundlicher ist. "Wenn das Pendeln mit dem anderen Verkehrsmittel aber angenehmer ist, dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass jemand umsteigt, sehr groß", sagt Stein. Wichtige Beweggründe seien auch ein Plus an Fitness, etwa beim Fahrradfahren, oder finanzielle Vorteile, fügt ihr Kollege Luca Nitschke hinzu.

Impulse von Kommunen und Arbeitgebern gefragt 

Um die Vorteile eines anderen Verkehrsmittels überhaupt zu erkennen, brauche es Impulse oder Anreize – die könnten beispielsweise Kommunen oder Arbeitgeber setzen und Pilotprojekte mit finanzieller Förderung ins Leben rufen. 

Das Angebot von Mitfahr-Apps könne ein solcher Impuls sein, sagen die Experten. Ob eine Fahrgemeinschaft eine passende Alternative sein kann, müsse man dann ausprobieren, sagt Stein: "Will man Gemeinschaft auf dem Arbeitsweg oder braucht man Ruhe und hat vielleicht noch andere Verpflichtungen wie das Kind zur Kita zu bringen?" Da die individuellen Bedürfnisse so unterschiedlich seien, sei ein vielfältiges Angebot von Verkehrsmitteln wichtig.

Quelle: dpa

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