3000 Jahre Hochkultur Äthiopien ist voller Wunder
30.08.2010, 09:55 UhrKein klassisches Reiseland, aber: Äthiopien ist mit einer Fläche von mehr als 1,1 Millionen Quadratkilometern dreimal so groß wie Deutschland und hat jede Menge Attraktionen zu bieten. So auch im Osten des Landes am Horn von Afrika. Hier findet sich eins der faszinierendsten Naturschauspiele Äthiopiens: die Fälle des Blauen Nils.
Im Osten des Landes am Horn von Afrika liegt die Region Harar mit der gleichnamigen Hauptstadt. Diese trägt den Beinamen "Timbuktu des Ostens". Die von einer Festungsmauer umgebene Altstadt wurde im Jahr 2006 zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt. Äthiopien hat insgesamt acht UNESCO-Welterbestätten. In dem Land leben mehr als 80 Ethnien
Yeha, die älteste Siedlung des Landes
Yeha in der Provinz Tigray, im äußersten Norden Äthiopiens, gilt als älteste Siedlung des Landes und ist vor allem wegen seines Tempels aus vor-axumitischer Zeit einen Besuch wert. Schriftlich wurde der Ort zum ersten Mal im frühen 16. Jahrhundert von dem portugiesischen Entdeckungsreisenden Francisco Alvares erwähnt, der wie viele vor und nach ihm von der imposanten Konstruktion des Bauwerks fasziniert war. Die Datierung des Tempels schwankt zwischen 300 oder 800 vor Christus.
Das imposante Gemäuer, das mit seinen Ornamenten aus Steinblöcken und Halbmonden an vorchristliche Bauten im Jemen oder Regionen Süd-Arabiens erinnert, besteht aus bis zu drei Meter langen Steinblöcken. Das Mauerwerk steht teilweise noch bis zu einer Höhe von zwölf Metern.
Eine Legende besagt, dass Menelik I., Sohn der Königin von Saba, die Heilige Bundeslade mit den Zehn Geboten, welche er aus Jerusalem mitgebracht hatte, für einige Zeit in Yeha aufbewahrte, bevor sie ins nahe gelegene Axum gebracht wurde. Neben dem Tempel befindet sich eine Kirche, in der Inschriften in südarabischen Schriftzeichen, Vorgänger der äthiopischen Schrift, zu bestaunen sind.
Die Fälle des Blauen Nils
Eines der faszinierendsten Naturschauspiele Äthiopiens befindet sich nahe der Stadt Bahir Dar im äthiopischen Hochland. Der Blaue Nil, der seinen Namen von der durch die mitgeschwemmten Erdmassen dunklen Farbe hat, fällt hier mehr als 45 Meter weit in die Tiefe und produziert eine gewaltige Gischt, die wie Rauch in die Luft steigt und deren Schauer man noch aus einem Kilometer Entfernung spüren kann.

Der Wasserfall Tisisat („Rauchendes Wasser“) des Blauen Nils in der Nähe von Bahar Dar.
(Foto: Wikipedia/Jialiang Gao)
Besonders beeindruckend wirkt dieses Schauspiel in den frühen Morgenstunden, wenn sich die schräg einfallende Sonne im Sprühregen bricht und die tollsten Farbspiele und Regenbögen kreiert. Die Flora um die Wasserfälle ist auf Grund der hohen Feuchtigkeit geradezu paradiesisch. Zahlreiche Affen und seltene Vögel bevölkern den üppigen Regenwald in seinem satten Grün.
Etwa 30 km südlich Bahir Dars, ausgehend vom Dorf Tis Isat, schlängelt sich ein Bergweg über eine alte Steinbrücke aus dem 17. Jahrhundert hinweg zu dem wohl schönsten Aussichtspunkt auf die Fälle. An gleicher Stelle standen in der Geschichte bereits bedeutende Besucher wie der Forschungsreisende James Bruce oder die englische Königin Elisabeth II., um die Naturgewalten des sonst so friedlich dahin fließenden Nil- Nebenflusses zu bewundern.
Äthiopien – Wiege der Menschheit
Zahlreiche archäologische Funde unterstützen die These, dass es am Horn von Afrika schon weit vor unserer Zeitrechnung hochentwickelte Kulturen gegeben haben muss. Besondere Aufmerksamkeit erregte ein Fund, der unter dem Namen "Lucy" um die Welt ging: 1974 machte der US-amerikanische Paläoanthropologe Donald Johanson in Hadar, im Gebiet der Afar im heutigen Nordäthiopien, die Entdeckung seines Lebens: Er stieß auf ein zu zwanzig Prozent erhaltenes Skelett eines etwa 3,2 Millionen Jahre alten weiblichen Hominiden (Familie der Menschenartigen). Es ist eines der besterhaltenen und am frühsten datierten hominiden Fossilien, die je gefunden wurden.
Lucy erhielt ihren Namen übrigens in Anlehnung an den Beatles-Song "Lucy in the sky with diamonds", der während der Untersuchung des Skeletts im Forschungscamp lief. Im Amharischen nennt man den Australopithecus afarensis ehrfürchtig "Dinknesh" ("Du Wunderbare"). Eine naturgetreue Replik von Lucys Skelett ist heute im Nationalmuseum von Addis Abeba zu sehen. Die sehr empfindlichen Originalknochen befinden sich im dortigen paläo-anthropologischen Labor.
Quelle: ntv.de, abe/kprn