10 Jahre Unesco-Welterbe Dessau-Wörlitzer Gärten faszinieren
18.08.2010, 14:49 Uhr
Romantisch: Besucher lassen sich vom Schlossgarten und der 1790 erbauten Synagoge per Fähre zum Südufer mit der Quellnymphenplastik übersetzen.
(Foto: picture-alliance / dpa/dpaweb)
Es vereint Klassizismus, Rokoko und Barock: Das Gartenreich Dessau-Wörlitz gehört seit zehn Jahren zum Unesco-Welterbe. An diesem Wochenende wird das Jubiläum gefeiert.
Schon Goethe schwärmte von diesem Ort - und noch immer hat das Gartenreich Dessau-Wörlitz nichts an Faszination verloren. Die Landschaft an Elbe und Mulde in Sachsen-Anhalt bietet lauschige Plätze, hübsche Schlösser, Tempel im antiken Stil, kleine Seen und anmutige Skulpturen. Das Landschaftskunstwerk wurde von Fürst Leopold III. Friedrich Franz von Anhalt Dessau (1740-1817) in Auftrag gegeben. Alljährlich schlendern eine Million Besucher durch den ersten im englischen Stil errichteten Landschaftsgarten auf dem europäischen Festland. Vor zehn Jahren wurde das Gartenreich in die Liste der Unesco-Welterbestätten aufgenommen, und seither nimmt der Besucherstrom noch zu.
"Man kann grundsätzlich sagen, dass das Gartenreich seit zehn Jahren einen ganz anderen Stellenwert in der Öffentlichkeit hat", sagt der Direktor der Kulturstiftung Dessau-Wörlitz, Thomas Weiss. "Wir spielen jetzt in der Champions League - und nicht mehr in der Regional- oder Bundesliga." Der Anteil der Gäste aus dem Ausland sei gestiegen. "Man sieht jetzt auch öfter Besucher aus Asien."
"In guten Händen"
Mit dem Unesco-Welterbe-Status ist auch verbunden, dass größere Einschnitte in die Landschaft unerwünscht sind. "Ich habe den Eindruck, dass diese Welterbestätte in wirklich guten Händen ist", sagt Birgitta Ringbeck, die Beauftragte der Kultusministerkonferenz für das Unesco-Welterbe in Deutschland.

Die Wörlitzer Anlagen, die in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts entstanden und als frühester Landschaftsgarten in Mitteleuropa gelten, wurden von Fürst Leopold III. Friedrich Franz (1740-1817) erbaut.
(Foto: ASSOCIATED PRESS)
Was für Dresden die Waldschlößchenbrücke war, die das Elbtal den Welterbetitel kostete, könnte allerdings für Dessau-Wörlitz das stillgelegte Kraftwerk im nahen Vockerode werden. Dort plant ein zypriotischer Investor einen Freizeitpark mit Spielbanken. "Wir sollten uns Diskussionen wie in Dresden nicht leisten", meint Weiss.
Vom Aachener Dom bis zum Wattenmeer: 33 Welterbestätten gibt es deutschlandweit, das Bundesland mit der größten Konzentration ist Sachsen-Anhalt. Die Lutherstätten und das Bauhaus sind nicht weit vom Gartenreich entfernt. "Die Vernetzung mit diesen anderen Welterbestätten ist sehr wichtig", sagt Weiss.
Freier Eintritt - trotz Finanzsorgen
Trotz hoher Besucherzahlen plagen die Stiftung finanzielle Sorgen. Der Grund: Das Landschaftskunstwerk ist nicht umzäunt und rund um die Uhr kostenlos zugänglich. Es gibt zwar Automaten, an denen freiwillig ein "Gartenreich-Euro" gezahlt werden kann. Aber so kamen im vergangenen Jahr nur 15.000 Euro zusammen. Dennoch ist der Stiftungsdirektor gegen einen Zaun und Eingangskontrollen.
"Die Anlagen sind seit ihrer Existenz immer für das Publikum offen - und so soll es auch bleiben. Wir versuchen, andere Finanzierungsmöglichkeiten auszuloten", sagt er. Einnahmequellen seien etwa der Verkauf von Wildbret und Kaminholz oder Gebühren für die Bestattung an einem Baum im "Friedwald". Zudem hofft Weiss auf Mäzene.
Quelle: ntv.de, Sophia-Caroline Kosel, dpa