Jahrelanger Boom zu Ende Es kommen weniger Touristen
24.07.2009, 12:42 UhrDie weltweite Wirtschaftskrise hat dem jahrelangen Boom des Deutschland-Tourismus ein Ende bereitet. Von Januar bis Mai sanken die Übernachtungen ausländischer Gäste hierzulande um 6,5 Prozent, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mitteilte. Auch Deutsche machten weniger Urlaub im eigenen Land, hier fiel das Minus aber geringer aus.

Ein paar kommen doch noch: Ein Tourist aus Finland genießt in Berlin auf einer Wiese hinter der East Side Gallery die Sonne. Im Hintergrund die Oberbaumbrücke.
(Foto: AP)
Seit 2003 war die Zahl der Übernachtungen ausländischer Touristen in Deutschland stets höher gestiegen als bei inländischen Gästen. In den ersten Monaten dieses Jahres aber kamen deutlich weniger Besucher unter anderem aus den USA und Großbritannien nach Deutschland. Die beiden Länder wurden hart von der Finanz- und Wirtschaftskrise getroffen. Die Krise hält sowohl Touristen als auch Geschäftsreisende fern.
Deutliche Rückgänge
Auch die Gäste aus aufstrebenden Schwellenländern, die in den vergangenen Jahren das Wachstum des Deutschland-Tourismus in erster Linie angetrieben hatten, blieben aus. Bei den Urlaubern aus Russland, Indien und China gab es deutliche Rückgänge von bis zu 15 Prozent, wie eine Sprecherin der Deutschen Zentrale für Tourismus (DZT) sagte. Bei den arabischen Ländern, wo es zuletzt ebenfalls einen Boom gegeben hatte, gab es trotz Krise weiter ein Plus.
In den vergangenen Jahren waren immer mehr Gäste aus dem arabischen Raum nach Deutschland gekommen, um hier Wellness- oder Gesundheitsurlaub zu machen. Russisches Gäste kommen laut DZT vor allem für Wellness- und Shopping-Urlaub. Besucher aus Indien und China sind an Städte- und Kulturreisen interessiert. Einen schweren Einbruch von mehr als 20 Prozent gab es auch bei den japanischen Besuchern, für die Deutschland seit vielen Jahren ein beliebtes Reiseziel ist.
Auf Niederländer ist Verlass

Campingplatz Fördeblick in der Nähe des schleswig-holsteinischen Laboe.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Die Zahl der Deutschland-Touristen sank auf allen fünf Kontinenten. Ein Lichtblick für die deutschen Hotels und Campingplätze waren die Niederländer, die traditionell den größten Teil der Deutschland-Touristen stellen: Sie buchten mehr Übernachtungen als im Vorjahreszeitraum. Auch bei anderen europäischen Ländern wie der Schweiz, Frankreich oder Dänemark gab es ein Plus.
Größere Städte waren laut Statistik besonders vom Minus bei ausländischen Besuchern betroffen. In Städten mit mehr als 100.000 Einwohnern machen ausländische Gäste in Deutschland rund ein Drittel der Urlauber aus, in kleineren Gemeinden sind es nur rund zehn Prozent. Das Ausbleiben der Ausländer trifft zudem größeren Hotels härter, da Fernreisende dort bevorzugt absteigen.
Inlandsurlaub immer noch sehr beliebt
Die Zahl der Deutschen, die im eigenen Land Urlaub machen, sank in den ersten fünf Monaten des Jahres lediglich um 2,0 Prozent. Hier seien die Auswirkungen der Wirtschaftskrise noch kaum zu spüren, sagte die DZT-Sprecherin. Jedoch sei die Entwicklung in den kommenden Monaten bisher kaum vorherzusagen. Deutschland ist nach wie vor das Land, in dem die Deutschen am häufigsten Urlaub machen.
Ingesamt sank die Zahl der Übernachtungen laut Statistik in den ersten fünf Monaten des Jahres um 2,7 Prozent. Die Hotels und Pensionen mit neun oder mehr Betten und die Campingplätze, die in die Statistik eingehen, verbuchten demnach insgesamt rund 18,6 Millionen Übernachtungen - im gleichen Zeitraum des Vorjahres waren es noch 19,9 Millionen Übernachtungen gewesen.
Quelle: ntv.de, AFP