Reise

Palästinensisches Selbstbewusstsein Geburtsort Jesu soll Welterbe werden

Die Geburtskirche in Bethlehem gilt zwei Milliarden Christen weltweit als Geburtsort Jesu. Sie steht aber noch nicht als Weltkulturerbe auf der Unesco-Liste, weil in Nahost jeder Stein umstritten ist. Doch die Palästinenser pochen jetzt auf die Anerkennung. Sie hoffen, dass die Geburtskirche dann noch mehr Besucher anziehen wird.

Die Geburtskirche ist eines der ältesten Gotteshäuser der Welt.

Die Geburtskirche ist eines der ältesten Gotteshäuser der Welt.

(Foto: dpa)

Christen aus aller Welt verehren die Geburtskirche in der Palästinenserstadt Bethlehem als Geburtsort Jesu. Sie ist eines der ältesten Gotteshäuser der Welt, dennoch steht sie noch nicht auf der Liste der Unesco für wichtige Stätten des Weltkulturerbes. Die Palästinenser wollen dies jetzt ändern und haben bei der UN-Organisation offiziell die Anerkennung der Geburtskirche und des Pilgerpfads beantragt, der bis auf den Krippenplatz vor der Kirche führt. "Die große Bedeutung der Stätte ist unbestritten", sagte Hamdan Taha, Leiter der palästinensischen Altertumsbehörde. Er habe den Antrag am 27. Januar selbst eingereicht.

Die Anerkennung von Stätten in den Autonomiegebieten als Weltkulturerbe galt bislang als schwierig, weil die Palästinenser noch keinen eigenen Staat haben. Zudem ist im Westjordanland, das auch viele Juden als Teil ihres religiösen Erbes betrachten, so gut wie jeder Stein umstritten.

Teil des Kampfes um eigenen Staat

Die Bemühungen um die Unesco-Anerkennung der Geburtskirche sind für die Palästinenser eine weitere Facette ihres Kampfes für einen eigenen Staat. Die Initiative des Tourismusministeriums sei "Teil des Plans der palästinensischen Regierung, ihre staatlichen Institutionen auszubauen", sagte dazu der palästinensische Chefunterhändler Saeb Erekat.

Israel erhebt zwar keine Ansprüche auf die Geburtskirche in der autonomen Palästinenserstadt Bethlehem. Doch die Palästinenser in der Stadt, die zu großen Teilen von einer Mauer umgeben ist, fürchten dennoch um die Unversehrtheit des uralten Gebäudes, dessen erste Grundfesten im Jahre 333 errichtet worden waren. Während der israelischen Offensive im Westjordanland im Jahre 2002 kam es zu Schusswechseln zwischen der israelischen Armee und militanten Palästinensern, die sich in der festungsähnlichen Kirche verschanzt hatten.

Für die Palästinenser ist es auch ein Kampf um Anerkennung - des eigenen Staates und eigener Institutionen.

Für die Palästinenser ist es auch ein Kampf um Anerkennung - des eigenen Staates und eigener Institutionen.

(Foto: REUTERS)

"Wir wollen das Bauwerk gegen alle Kräfte beschützen, die es gefährden könnten", sagte Taha. Es könne dabei helfen, die "territoriale Identität" der Geburtskirche in den palästinensischen Autonomiegebieten zu gewährleisten, wenn sie als Weltkulturerbe anerkannt werde. Man rechne auch damit, dass die internationale Gemeinschaft sich dann finanziell stärker an der Erhaltung des historischen Gebäudes beteiligen werde. Bethlehem will die alte Basilika erstmals seit hunderten von Jahren umfassend renovieren.

Hoffen auf noch mehr Besucher

Taha hofft auch, dass die Geburtskirche noch mehr Besucher aus aller Welt anziehen wird, wenn sie offiziell zum Weltkulturerbe gehört. Im vergangenen Jahr konnte die Stadt Bethlehem, die nur zehn Kilometer entfernt von Jerusalem liegt, schon einen Besucherrekord von mehr als 1,5 Millionen Touristen feiern.

Die Geburtskirche ist nur die erste von etwa 20 Kulturstätten, deren Anerkennung die Palästinenser anstreben, darunter die Altstadt von Hebron, die Wüstenstadt Jericho und die Altstadt von Nablus. Vor allem in Hebron ist dabei mit größtem Widerstand Israels zu rechnen. Der jüdische Staat hat die Patriarchengräber in der geteilten Stadt sowie das Rachelsgrab bei Bethlehem im vergangenen Jahr auf eine Liste von Orten gesetzt, die er als Teil des jüdischen Kulturerbes betrachtet. Beide liegen aber in den besetzten Palästinensergebieten und werden von Muslimen auch als Moscheen verehrt.

In Israel hat die Unesco schon eine ganze Reihe von Stätten als Weltkulturerbe anerkannt, darunter die Bahai-Gärten in Haifa, der Massada-Felsen in der Negev-Wüste, die Bauhaus-Stadt Tel Aviv und die Altstadt von Akko. Auch die Altstadt Jerusalems im umstrittenen Ostteil der Stadt gilt schon seit 1981 als Weltkulturerbe - den Vorschlag hatte damals allerdings das benachbarte Jordanien im Namen der Palästinenser eingereicht.

Quelle: ntv.de, Sara Lemel, dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen