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Proben an der Ostseeküste Gefährliche Bakterien gemessen

Umweltmediziner haben in der Ostsee vor Mecklenburg-Vorpommern auch in diesem Jahr die für immungeschwächte Menschen gefährlichen Vibrionen-Bakterien nachgewiesen.

Am Strand von Lubmin: Dort wurde der höchste Wert gemessen.

Am Strand von Lubmin: Dort wurde der höchste Wert gemessen.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Erkrankungen gab es nach Angaben des Landesamtes für Gesundheit und Soziales nicht. An drei von vier Messstellen sei der Keim in höheren Konzentrationen entdeckt worden, sagte Gerhard Hauk vom Landesamt. Dabei handele es sich um Messstellen in Niendorf bei Wismar, um Lubmin am Greifswalder Bodden und um Karlshagen auf Usedom. An der Messstelle in Warnemünde gab es in diesem Jahr keinen Nachweis. In Lubmin wurde der höchste Wert gemessen.

Tragische Folgen: Amputation und Todesfall

"Der Keim tritt weltweit in salzhaltigen Gewässern auf und vermehrt sich ab einer Wassertemperatur von 20 Grad massenhaft", erläuterte der Experte. 2003 starb in Mecklenburg-Vorpommern ein Mensch, weil er sich über eine kleine Wunde mit Vibrionen infiziert hatte. Er hatte an der Ostseeküste vor Karlshagen gebadet. Einem zweiten Betroffenen konnte im selben Jahr das Leben nur durch Amputationen der betroffenen Gliedmaßen gerettet werden. Auch 2006 erkrankten drei Badende, die aber rechtzeitig mit Antibiotika behandelt wurden, wie Hauk sagte.

Auch die Proben in Niendorf wiesen erhöhte Konzentrationen auf.

Auch die Proben in Niendorf wiesen erhöhte Konzentrationen auf.

(Foto: picture-alliance/ dpa/dpaweb)

Unbekannt sei bisher, ab welcher Konzentration der Keim zu Wundinfektionen führen könne. Nach den dramatischen Erkrankungsfällen hat das Landesamt seit 2004 zwischen zehn bis 15 Badestellen an der Ostsee und Boddengewässern auf Vibrionen testen lassen. Seitdem seien in jedem Jahr Keime nachgewiesen worden, sagte Hauk. Auch die Ärzte wurden für das Thema sensibilisiert. Bei einer rechtzeitigen Gabe von Antibiotika könnten die Keime erfolgreich bekämpft werden.

Die höchste Keimkonzentration in diesem Jahr gab es Mitte August am Badestrand von Lubmin. Dort wurde bei einer Wassertemperatur von 21 Grad Celsius der Spitzenwert von einer Million Keimen pro Liter erreicht. An den anderen Messstellen lagen die Konzentrationen bei 10.000 (Niendorf) und 100.000 Keimen (Karlshagen) pro Liter. Mit Aussagen zur Gefährlichkeit der Vibrionen und Grenzwerten tut sich die Behörde schwer. Der Grund: Es gibt keine Literatur, in der gesundheitsgefährdende Konzentrationen beschrieben wurden.

Keine Warnhinweise

Warnhinweise an Badende sind aus Sicht des Landesamtes nicht erforderlich und auch gesetzlich nicht vorgeschrieben. Bei den Vibrionen handele es sich um einen natürlichen Keim, der in allen salzhaltigen Gewässern vorkomme, sagte Hauk. "Dann müssten weltweit Warnschilder aufgestellt werden." Der Keim war 2008 öffentliche Aufmerksamkeit bekommen, nachdem das Schweriner Sozialministerium wegen der Vibrionen vor dem Bau des Steinkohlekraftwerks und einer damit einhergehenden Verschlechterung der Badewasserqualität gewarnt hatte.

Wegen des Kohlekraftwerks bleibt Lubmin auch weiter im Fokus der Gesundheitsbehörden. Seit 2008 engte das Amt die Untersuchungsstellen auf vier (Lubmin, Niendorf, Warnemünde und Karlshagen) ein, zugleich seien aber die Untersuchungsmethoden verfeinert worden. Zudem arbeite das Amt mit Reha-Kliniken im Land zusammen. Sie erhielten Wundabstrichröhrchen, um Verdachtsproben sofort an das Amt schicken zu können. In diesem Jahr ging laut Hauk ein Teströhrchen bei der Behörde ein - der Test auf Vibrionen verlief aber negativ. Gefährdet sind ältere oder immungeschwächte Menschen sowie Patienten mit Grunderkrankungen wie beispielsweise Diabetes.

Quelle: ntv.de, dpa

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