"Ausländer kaufen Heimat leer" Häuserkauf in Kroatien
02.12.2008, 08:53 UhrDer geplante EU-Beitritt macht es möglich: Jahrelang hatte sich Kroatien geweigert, aus Furcht vor dem "Ausverkauf der Heimat" Ausländern den Erwerb von Grundstücken zu erlauben. Jetzt ist es aufgrund der Abkommen mit Brüssel so weit. Ausländer dürfen vom 1. Februar nächsten Jahres ungehindert Grundstücke kaufen. Der entsprechende Beschluss des Parlaments in diesem Dezember ist reine Formsache.
Kroatien ist außer Albanien das einzige Mittelmeerland, das bislang Ausländern den Grundstückskauf fast ganz verwehrt hatte. Und das, obwohl das Land mit seinen Hunderten Inseln sowie einer über 1000 Kilometer langen Adriaküste schon lange Wunschziel vieler Ausländer war. Bisher ging es nur mit Tricks: über Strohmänner oder die Gründung einer eigenen Scheinfirma.
Drohungen und Schikanen ausgesetzt
Schätzungsweise rund 30.000 Käufer aus dem Ausland haben es bisher auf diese Weise geschafft. Doch viele von ihnen beklagen sich, dass sie ständig Drohungen und Schikanen ausgeliefert sind. Sie leben oft in der Angst, dass die Behörden ihre einstige Kauf- und spätere Baubewilligung mit Hinweis auf die rechtlich unsichere Lage wieder zurückziehen.
Zwischen 1997 und 2006 haben nur 3553 Ausländer Bewilligungen zum Grundstückserwerb erhalten, rechnet die kroatische Wirtschaftskammer vor. Die Deutschen stellten mit 2102 Fällen die Mehrheit, gefolgt von den Österreichern (731) und Ungarn (128). Damals wie heute werden von den Ausländern die nördliche Halbinsel Istrien ("Kroatische Toskana") und Dalmatien bevorzugt.
Natur noch intakt
Die heimischen Makler rechnen mit einem Boom. Denn trotz der internationalen Finanzkrise gibt es im Gegensatz zu den zubetonierten Küstenstrichen anderswo in Kroatien viele fast unberührte Landschaften. Da Steilküsten vorherrschen, konnten in der Vergangenheit nicht die Bausünden wie in Italien, Frankreich oder Spanien begangen werden. Die Natur ist noch weitestgehend intakt.
Die heimische Bevölkerung muss sich erst noch an die neuen Besitzer gewöhnen. Bisher herrscht in den Medien offen formulierte Angst. "Die Ausländer kaufen unsere Heimat leer", heißt es vielfach. Wegen der deutlich dickeren Brieftaschen würden Ausländer den Einheimischen überall die "Filetstücke" wegschnappen. Schließlich drohe auch die Gefahr, dass die typische Architektur und die Lebensweise der örtlichen Bevölkerung zurückgedrängt und durch überall gleiche und fade internationale Stile ersetzt werden.
Doch als Anschauungsbeispiele können die ausländischen Investitionen in die früher maroden Hotels des Landes dienen. Heute haben ausländische Geldgeber vor allem aus Italien, Österreich und Deutschland viele touristische Perlen geschaffen, die auch international Beachtung finden. Die Kombination aus atemberaubender kroatischer Landschaft und westlichem Tourismus-Know-how komme offensichtlich dem ganzen Land zugute, heißt es.
Boris Raseta, dpa
Quelle: ntv.de