Ein Bett auf Ballen Heuherbergen enorm beliebt
26.07.2010, 12:15 UhrSommernächte in duftendem Heu über leise wiehernden Pferden verbringen - alternative Herbergen machen es möglich. Die Schlafstatt in Scheune oder Stall gewinnt wieder Liebhaber.
Manch Urlauber wolle auch nachts raus aus dem Alltag und suche den Kick, mal was ganz anderes zu tun als sonst, sagt Cornelia Hass, Geschäftsführerin des Vereins Landurlaub Mecklenburg-Vorpommern in Dummerstorf. So schütteln einige Pensionsbesitzer ihren Gästen in der warmen Jahreszeit statt der Betten wie zu Großmutters Zeiten duftende Heuballen auf.
Urige Kojen mit Komfort
"Originell, unkompliziert und preiswert ist so eine Nacht im Heu, der ganz besondere Ferienspaß", meint Iris Roßmann aus Boldenshagen. Die Unternehmerin betreibt seit zwei Jahrzehnten den Ferienhof Poggendiek, eine grüne Oase zehn Kilometer südlich des Ostseebades Kühlungsborn (Kreis Bad Doberan). Ihre Heuherberge bietet 30 Schlafplätze in urigen Kojen über gepflegten Pferdeboxen. Auf Komfort indes brauchten auch Freaks nicht zu verzichten, sagt sie.
Poggendiek hat, wie andere Heuhotels auch, Duschen und Bäder, Waschmaschine, Küche und Freizeitraum, kein Fernsehen, dafür unendlich viele Spielmöglichkeiten auf dem Bauernhof. "Kinder haben Platz hier und beschäftigen sich von früh bis spät allein - das ist auch Urlaub für Eltern", schwärmt Monika Wegener, zweifache Mutter aus Oldenburg (Niedersachsen).
15 Heuherbergen führt der Verein Landurlaub in seinem Katalog, wie Cornelia Hass berichtet. Geballt treten die Heu-Häuser an der Küste und in der Seenlandschaft auf. Da gebe es von der Heuhöhle für Kids bis zur romantischen Suite, vom rustikalen Strohboden bis zum Tipi für die ganz Verwegenen so ziemlich jeden Unterschlupf für Touristen, die ein Lager aus trockenem Gras der herkömmlichen Matratze vorziehen. Seit Jahren versucht der Verband, eine Vernetzung und gemeinsame Vermarktung der Herbergen zu organisieren. "Heuhotel-Hopping" sei vor allem bei Radlern und Reitern beliebt, die naturverbunden mit Drahtesel oder Ross das Land durchstreifen.
Einfach und erlebnisreich
Städter, die Landluft schnuppern wollen, Rucksacktouristen und Wanderer, Familien mit Kindern und kleinem Urlaubsbudget, Studenten, Individualreisende, die sich einfach treiben lassen, machen in der Ferienzeit das Gros der Gäste im Heubett aus, erzählen Herbergsbesitzer. Ansonsten kämen Schulklassen, Sport- und Gesangsvereine sowie Jugendgruppen, die das Einfache wie Erlebnisreiche suchen. "Viele finden es spannend, aus dem normalen Trott auszuscheren", meint Cornelia Hass. Doch bei Familien seien es oft mehr die Kinder, die bewusst auf Gewohntes verzichten wollten, während Eltern aus Sorge vor stacheligen Halmen, krabbelnden Tierchen oder gar Allergien lieber die Ferienwohnung wählten.
So werde das Bett im Heu auch künftig nur die Nische unter den Ferienunterkünften bleiben, vermutet auch Iris Roßmann. Schließlich gehöre schon Toleranz dazu, wenn in der Box nebenan jemand schnarcht oder Kinder auf dem Nachbarballen laut krakeelen. Den Reiz der Heunächte machten indes auch die besondere Nähe zu Pferden und Hühnern aus neben der Chance auf Kutsch-, Trecker-, Floß- und Bootsfahrten, Lagerfeuerromantik mit Nachtwanderung und Schnitzeljagd - auf Landleben pur eben. Und: Bei derzeit quasi komplett ausgebuchten Ostseequartieren fände sich auf Heu und Stroh selbst für ganz spontane Sommergäste noch immer ein lauschiges Plätzchen.
Quelle: ntv.de, dpa